So lautete die Vision oder Traum, der vor etlichen Jahren Paulus nach Europa brachte und die Evangelisierung des Abendlandes nach sich zog. Mitunter ist ja auch der Ruf in die andere Richtung möglich – auch wenn wir überzeugt sind, daß gerade Europa ein Missionsland ist.

Nun aber sind wir dem Ruf in die andere Richtung gefolgt und leben in Sierra Leone. Im zweit ärmsten Land der Welt ist die Not groß und die Lage bleibt herausfordernd. Es geht mehr um Überleben als um freie Lebensgestaltung. Die Kosten steigen weiter und so sind wir dankbar, wenn es uns möglich ist zu helfen. Bei all den Situationen, wo wir nicht helfen können – nein sagen müssen – Grenzen gesetzt bekommen – da hilft es mitunter mal zu schauen, wo Hilfe möglich geworden ist.
Da die Nöte viel größer sind als unsere Kapazitäten zu helfen, sind wir auf Gebet angewiesen. Danke an alle, die uns darin unterstützen.
Wir schauen auf das Jahr 2023 und was uns besonders berührt hat. Wir haben uns entschieden, das hier mitzuteilen, um einen Einblick in das Leben hier zu geben.

Sowohl Ostern wie auch Weihnachten konnten wir einer Vielzahl von Personen und Familien mit Verpflegung über die Feiertage helfen: ob ledige Studenten, Studentenfamilien, im Gemeinde- oder Nachbarschaftskontext. So gab es dort über die Feiertage bezüglich Nahrungsmittel Entspannung. Ein paar Tage ohne die alltäglichen Sorgen in diesem Bereich – wir spüren und hören, wie dankbar das aufgenommen wird.
Das planen wir auch an Ostern 2024 – mit einem Schwerpunkt auf Lunsar – das erste Blockseminar am Baptistenseminar in diesem Jahr mit mehr als 20 Studierenden, und in unserer Gemeinde der Peace Baptist Church und deren Umfeld.
Diese kleine Gemeinde in einem überwiegend muslimischen Umfeld (75%) genießt durch Pastor Abu hohen Respekt und Ansehen. Sie liegt in einem sozial schwachen Bereich von Freetown. Die Fürsorge der Gemeinde, auch für die Menschen darum herum, wird dankbar wahrgenommen.
Immer wieder wird Pastor Abu als „Richter“ und „Ratgeber“ aus der Nachbarschaft in den unterschiedlichsten Situationen um Hilfe und Rat gebeten. Seine Klarheit, Ehrlichkeit und die Bereitschaft zu teilen unterstützen das friedliche Zusammenleben. Sie wären im Übrigen an einer Partnergemeinde aus Deutschland interessiert …..

Auch einigen Studierenden konnten wir helfen: Zweien die Unterbringungsgebühren in den Wohnheimen; sechs Studierenden teils- oder ganz bei den Studiengebühren. Monatlich werden die ledigen Studierenden mit Essen und darüber hinaus auch manche Studentenfamilie versorgt.
Bei Kopfschmerzen – Malaria – Typhus – Zahnweh – diffusen Beschwerden – hohem Blutdruck und Schwangerschaftskontrollen gilt es einzelne mit Geld für Untersuchungen und Medikamente zu unterstützen, auch einen Krankenhausaufenthalt wurden mitfinanziert.

Im Unterricht fiel Christina einer ihrer Studenten auf. Dieser schaute die ganze Zeit des Unterrichts sehr verkniffen nach vorne an die Tafel – die Augen immer fest zusammengepresst – fast geschlossen.
Als sie sich mal ein Herz fasste und ihn darauf ansprach, meinte dieser, er hat ein Problem mit seinen Augen. Er war bereits beim Augenarzt und der sagte sehr deutlich: „Du benötigst eine Brille! Wenn du dir nicht in Bälde eine fertigen lässt, wirst du über kurz oder lang große Probleme bekommen!“ Doch für eine Brille mit entsprechenden Gläsern benötigt er 3.000 Leones – die hat er nicht. Er kommt gerade auf 1.500 – das muss also noch warten. Wir kamen zu der Überzeugung, den Rest zu geben. So hat er nun eine entsprechende Sehhilfe und schaut offen und fröhlich in die Welt. Zudem gehört er zu den besten seines Jahrgangs – ein junger Mann mit Potential, der an dieser Stelle Hilfe benötigte.

Was uns besonders am Herzen liegt sind Hilfen, die von Nachhaltigkeit geprägt sind. Keine Frage, Verpflegung und medizinische Versorgung sind gut und mit Schulbildung oder Studium ist auch eine Perspektive für die Zukunft gegeben.
Aber wir wissen, dass die meisten nicht von dem, was sie in ihren Berufen verdienen, leben können – vor allem nicht die PastorInnen. Da wir ein paar der Abgänger regelmäßig begleiten, wissen wir um deren Situationen.
In den Provinzen bekommt ein Anfänger (Pastor) gerade mal 300 Leones / Monat (15 Euro). Davon gehen dann noch der Zehnte und Pastorenschaftsbeitrag ab. Manchmal gibt es vielleicht noch ein paar – sehr geringe – Zuschüsse für Wohnen – Transport – Gesundheit etc. – aber selbst wenn, ist es übersehbar. Also wovon leben? Wovon eine Familie – Kinder – Schule – Kleidung – Nahrung … versorgen?

So arbeiten sie nebenher (als Lehrer, sammeln Holz oder produzieren Kohle) und oder versuchen sich sonstige Geldquellen zu erschließen – gerade auf dem Land betreiben viele Ackerbau und Landwirtschaft nebenher.
Santigie, einer von Christinas Theologiestudenten, befindet sich nun im letzten Jahr. Seine Frau hat parallel zu seinem Studium mit einer Ausbildung als Näherin begonnen, die sie nun abschließen konnte. Sie haben zwei Kinder und leben auf dem Compound von T.E.C.T.

Die Frau kam nun mit der Bitte, ihr für die Zeit danach zu helfen. Sie möchte eine Nähmaschine kaufen (3.000 Leones / 150 Euro), um die Gemeindearbeit ihres Mannes zu unterstützen und auch als Familie über die Runden zu kommen. Eine Gemeinde entscheidet sich nicht nur für ihre/n PastorIn, sondern auch für den Partner, inwieweit diese/r für die Gemeinde von Nutzen sein kann – interessant, oder?! Aber wenn Ralf es noch richtig im Kopf hat, scheint es noch gar nicht so lange her, dass bei uns mitunter ähnliches galt (unerwähnt natürlich).
Im Gespräch war uns wichtig zu erfragen, wem letztlich die Nähmaschine gehören wird und ob sie mit den Einnahmen auch ihre Familie unterstützt und finanziert?
Eine solche Maschine gehört ihnen und natürlich geht es auch um die Finanzierung der Familie – aber da hier jeder Christ zunächst an das Reich Gottes denkt, kommt auch die Gemeinde nicht zu kurz.

Da wir wissen, wie hart es ist, für eine Familie Sorge zu tragen, finden wir solche „Projekte“ oder Hilfsmöglichkeiten genial – Hilfe zur Selbsthilfe! So durften wir die Familie unterstützen, die nun eine eigene Nähmaschine hat und darüber sehr glücklich ist.
Ein anderes Beispiel aus der Nachbarschaft in Jui: Dennis und seine Familie haben im letzten Jahr die drei Waisenkinder seines plötzlich verstorbenen Bruders bei sich aufgenommen. Die Mutter der Kinder war kurz vor dem Vater ebenfalls ums Leben gekommen. Dennis‘ Familie hat sich nun mal eben verdoppelt – alles andere ist gleich geblieben.
Maria, seine Ehefrau, hat im November mit einer staatlichen Ausbildung zur Krankenschwester begonnen. Von Seiten des Staates wurde ein Programm ins Leben gerufen, das nach dreijähriger Ausbildung eine Festanstellung fast garantiert. Ein Traum in einem Land mit über 50% Arbeitslosigkeit.
Natürlich kostet die Ausbildung Geld. Für jedes Studienjahr sind das 3.500 Leones (ca. 170 Euro). Mit der Ausbildung darf man allerdings erst beginnen, wenn man ein Vortraining erfolgreich abgeschlossen hat. Mit der Urkunde als Beweis, dass man erfolgreich bestanden hat, und dem Geldbetrag fürs erste Studienjahr kann man sich anschließend bewerben und wird auch angenommen, so wurde es verkündet!

Für das Vortraining hatten sie bereits alle Gebühren bezahlt und Maria hat es mit Bravour abgeschlossen. Die 3.500 Leones für das erste Jahr hatten sie auch bereits zurückgelegt – perfekt also und somit stand dem garantierten Ausbildungsbeginn nichts mehr im Weg – so dachten alle ….
Doch der Andrang auf dieses Programm und Möglichkeit war riesig und der Wunsch diesen fast „sicheren Job“ zu ergattern ließ viele Bewerber und Absolventen auf den Plan kommen.
So waren es schließlich viel zu viele für das erste Studienjahr. Auch wollten nun manche der staatlich Bediensteten dort ihre Leute unterbringen (ohne Vortraining natürlich). Also viel zu viele Personen auf zu wenige Plätze – was also tun?

Ganz einfach, die Gebühren für ein Studienjahr wurden mal eben auf das Doppelte angehoben. Dies erfuhren die Anwärter allerdings erst drei Tage vor Ablauf der Frist zur Aufnahme und das brachte viele Tränen, Hilflosigkeit und Zorn mit sich. Wer kann sich das, v.a. so kurzfristig leisten??
Auch Denis und Maria waren frustriert und erschüttert. Im Gespräch entschieden wir uns, ihnen die fehlenden 3.500 Leones zu geben, damit sie in die Zukunft der Familie investieren können. Nun beten und hoffen wir, dass zumindest der Rest bleibt wie ausgeschrieben und vereinbart …
Solche Situationen gehören hier zum Alltag. Das Leben ist nicht gerecht. Selbst wenn Menschen gewillt sind, alles was erforderlich ist, teilweise mühsam zu erbringen, scheitern sie doch stets an der Willkür der „Obrigkeit“. Der einzelne ist dagegen ohnmächtig. Derartige Erlebnisse sorgen für Frustration.
Wir wissen nicht, ob wir das ein ums andere Mal könnten – doch sie müssen irgendwie damit klarkommen. Von daher sind wir von Herzen froh, wenn uns Hilfe möglich ist.
Doch viel öfter müssen auch wir sagen – tut uns leid – geht nicht! Es gibt einfach zu viele Anfragen. Sonntagsanzug und Schuhe, Tasche für Kleidung, Motorrad, Fahrgeld, Operationen, Spenden für Gemeinden und immer wieder Essen, Essen, Essen. Die Anfragen haben keine Grenzen. Wir dagegen schon.
Emmanuel (Abgänger Pastor) und seine Frau Nenneh sind nun als Familie gut in Kenema angekommen. Im Dezember hat sie erst ihr Blockstudium erfolgreich abgeschlossen und danach kam an Weihnachten die gemeinsame Tochter zur Welt – wie sie wohl heißt? Man darf überrascht raten … – genau, eine kleine Christina!
Nun leben sie in Kenema in einer winzigen Zweizimmerwohnung. Dusche und WC müssen sie sich mit anderen teilen. Das Wohnen ist kleiner als die Studentenbehausungen auf dem T.E.C.T., so dass sie gar nicht all ihre Habe unterbringen konnten. Sie sind froh, dass sie Strom vom Vermieter mit nutzen dürfen, auch wenn es durch einen gemeinsam Stromzähler schwierig ist, den Verbrauch gerecht aufzuteilen.
Sie leben dort zu viert – ein neunjähriges Mädchen aus der Verwandtschaft ist schon seit Jahren Teil der Familie. Wir staunen, wie positiv diese schwierigen Lebensumstände gemeistert werden. Jeder Tag ist eine Schule des Vertrauens. Ohne Gottes Hilfe wäre ein Überleben kaum möglich.
Gerade diese Tage waren wir bei Gibrilla, einem Freund von Emmanuel, der in Freetown eine neue Bleibe gefunden hat. Hier auch eine Zweizimmerwohnung (jedes Zimmer max. 10m²) – das hintere Zimmer ohne Fenster, dafür vorne mit einer kleinen überdachten Veranda, auf der gekocht werden kann. Die Größe entspricht ungefähr einem Gartenhäuschen (einem sehr einfachen und kleinen) in Deutschland. Sanitäranlagen haben wir nicht gesehen, wahrscheinlich gibt es irgendwo auf dem Compound eine Wasserstelle. Gekocht wird draussen.

Gibrilla wollte, dass wir und Pastor Abu vorbeikommen, um die Wohnung, bevor sie einziehen unter Gottes Schutz und Segen zu stellen.
So waren wir über Stock und Stein zu dieser Wohnung unterwegs – etwas oberhalb an einem Berg gelegen, mit einem sehr schönen Blick und einer angenehme Brise – das ist echt viel wert. Bisher lebten sie (Frau mit Kind) in einem Zimmer und das mitten im Zentrum am Markt – also sehr chaotisch, laut und beengt.

Zwei Zimmer gelten hier bereits als gewisser Luxus. Diesen zu gewährleisten, dazu muss er schon viele gute Fahrten mit seinem Taxi-Bike machen – was aber auch gelingt. Wir beten um ein unfallfreies Fahren – denn sein Bike und seine Gesundheit sind die Fundamente der Familienabsicherung.
Gibrilla und Emmanuel sind gemeinsam aufgewachsen und durch dick und dünn gegangen. Sie haben sich früh für Jesus entschieden und auch bereits als Studenten eine neue Gemeinde gegründet.
Doch Gibrilla erlebte über Jahre regelmäßig Zerstörung, Unfälle, Krankheit, Verletzungen etc. In seiner Familie ist er der einzige Christ. Seine Verwandtschaft setzt ihn unter Druck und fordert, dass er sich wieder ihren Ahnenkulten zuwendet. Er wird mit Flüchen, Verwünschungen etc. behaftet. Im vergangenen Jahr hatte er gleich zweimal unverschuldete Unfälle mit seinem Bike, die jeweils exakt gleiche Verletzungen an seinem Bein hervorgerufen haben. In diesem Land ist jedem klar – das wurde durch finstere Mächte verursacht. Emmanuel sagte mal, es verging über Jahre keinen Monat ohne neue Hiobsbotschaften von Gibrilla.

Emmanuel lag auf dem Herzen, regelmäßig für seinen Freund zu beten, und Christina machte mit, als sie davon hörte. Seit einigen Monaten nun geht es aufwärts mit Gibrilla. Es gab keine neuen Unfälle. Er konnte sein geleastes Bike abbezahlen. Er hat eine größere Wohnung gefunden, die für ihn finanzierbar ist. Nun kam es, dass Gibrilla über Christina unsere Peace Baptist Gemeinde kennen lernte – er wohnt nicht weit davon entfernt. Im Herbst entschied er sich, dort Mitglied zu werden. Was Gebet und Vertrauen in Gott alles bewirken kann, davon sind wir staunende Zeugen. Fürbitte ist nie umsonst.

Der Wunsch, die Wohnung zu segnen, war für uns sehr interessant und spannend mitzuerleben. Auch wir wissen, dass an Gottes Segen alles gelegen ist. Doch in unserer Kultur und Heimat erleben wir diesen Wunsch der Menschen nur noch selten. Gott hat mit unserem Alltag ja oft nur wenig zu tun – kein Wunder, dass er da kaum vorkommt.
Wir freuen uns über Gibrilla und seinen Wunsch. Nun beten wir weiter – für seine Frau, die keine Christin ist, und ihr Kind.
Aber zurück zu Emmanuel und Nenneh. Die beiden haben uns nie um finanzielle Unterstützung gebeten. Emmanuel ist für das Mentoring sehr dankbar und möchte vor allem im Bereich Bibelauslegung und pastoraler Arbeit lernen. Dennoch bleibt es nicht aus, dass in Gesprächen und Gebeten von finanziellen Nöten und Herausforderungen die Sprache ist. So konnten wir in der Vergangenheit hier und dort helfen.
Als wir hörten, wie „hoch“ das Pastorengehalt ist, entschieden wir uns, die Familie nun vorerst monatlich mit 300 Leones (15 Euro) zu unterstützen. Sie sind zutiefst froh darüber, denn mit ein paar Leones obendrauf können sie sich dafür im Monat einen kleinen Sack Reis (480 Leones) leisten. Das Überleben ist so gesichert!
Im Moment prüfen die beiden, wie Nenneh die Familie unterstützen kann. Sie hat ein Faible für Haare machen – das ist hier ein ganz großes Ding (Extensions, Perücken, Flechten, Spangen etc.). Alles was weiblich ist investiert unheimlich viel Zeit und mitunter auch Geld in diesen Bereich. Wir dachten ja am Anfang, dass sie hier wirklich interessante und beeindruckende Haartrachten haben – lange – farbige – glatte – lockige – der Style wechselte mitunter deutlich bei den gleichen Personen, was es uns noch mehr erschwerte, Menschen wiederzuerkennen. Wie geht das?

Ganz einfach, haben wir erfahren. Fast alle weiblichen Wesen haben einfach ganz kurze Haare. Und darüber können dann Perücken oder Extentions eingeflochten oder beides zusammen getragen werden. Von Natur aus ist das Haar hier dick und kraus und irgendwie möchten sie es variieren. Also dann ganz kurz und spontan gestalten wie Frau es gerne hätte.
Nenneh ist darin sehr talentiert und gefragt. So wäre eine Überlegung, einen eigenen Shop aufzumachen. Oder eine Bäckerei, daß ist in der Familie von Emmanuel eher verankert.
Also mal eruieren, was sie als Startkapital benötigen und wie – ob und wo sie das dann umsetzen können. Wir beten und schauen mal was Gott vorhat. Bis dahin wird sie unentgeltlich als Hilfslehrerin in der christlichen Schule auf dem Kirchen-Compound arbeiten, denn sie studiert am T.E.C.T. Christian Education. Damit darf sie als Lehrerin arbeiten. So kann sie erste Erfahrungen sammeln.
Oder sie eröffnen eine Bäckerei – was in Emmanuels Familie zu finden ist. Mal sehen und beten, was Gott ihnen so aufzeigt.
Warum erzählen wir das alles? Einen Namen machen – brauchen das um uns gut zu fühlen …? Eher nicht – es geht uns nicht um Selbstdarstellung. Nein – zu oft zögern, jammern und klagen wir. Für uns ist es generell wichtig, aber auch schwierig, zu tun, was Gott uns vor die Füße legt. Es ist Vertrauen lernen, dass er das dann auch ermöglicht. Denn letztendlich sind wir nur der Durchlauferhitzer und das ist auch gut so und ohnehin schon anstrengend genug.
Dies alles ist ein unvollständiges Beschreiben, wo Hilfe möglich war. Aber daneben gibt es eben auch die unzähligen Male und Anfragen, wo Hilfe nicht möglich geworden ist. So ist es immer ein Ringen und das ist für uns nicht leicht – es hat eben immer mit Menschen zu tun. So hilft es uns ein wenig, mal anzuhalten und auch darauf zu schauen, wo Hilfe möglich war. Also auch für uns Hilfe zur Selbsthilfe.
Zudem erleben wir immer wieder Hilfe von Außen – so sind nicht wir es, sondern Andere, denen Ehre gebühren würde. Aber auch bei jenen wissen wir, sie suchen ihre Ehre bei Gott, der sie gesegnet hat. Dennoch gilt unser Dank all jenen, die hier ein offenes Herz und willigen Geist haben und das Land und die Menschen vor Ort unterstützen!
Gleichzeitig sind wir dankbar für alle Gebete und bitten darum, unser Leben hier und die Entscheidungen des Alltages segnend zu begleiten – bitte weiter!
Was uns immer wieder beschämt ist zu hören, sehen und erleben, in welch einfachen und unsicheren Situationen Menschen hier ihr Leben gestalten (müssen). Von denen, die wir kennen gelernt haben, sind die meisten sehr fleißig, zäh, verantwortlich und zuverlässig.

Wenn wir aus Deutschland wahrnehmen, wie mitunter über Migranten und Ausländer gedacht oder geredet wird. Wie scheinbar selbstverständlich über Recht und kein Recht auf ein Leben in Deutschland flaniert wird – dann fragen wir uns mitunter, woher wir denn dies Recht nehmen? Haben wir etwa verdient, dass es uns besser geht? Unsere Bildung, unsere Absicherung, unser Wohlstand – ist das unser Verdienst? Würden wir in einem Land wie Sierra Leone überhaupt überleben, wenn wir uns in diesen Umständen zurechtfinden müssten?
Sicher, es hängt in den ärmeren Ländern – wie auch in allen anderen manches politisch und wirtschaftlich schief bzw. ist schief gelaufen. Aber wie können wir nur vergessen, dass es ein unverdientes Privileg ist, in einem Land wie D zu leben! Es ist kein Recht, auf das ich mir irgendetwas einbilden und fordern könnte! Es ist ein Geschenk, für das wir nur Danke sagen können. Wir befürchten, wir „Hochkulturen“ werden uns noch wundern, wenn wir merken, wie gedankenlos und selbstvergessen wir mit diesem Privileg (Geschenk) umgegangen sind.
Das zumindest ist eine Erkenntnis, die uns geschenkt wird. Was wir daraus machen, liegt bei uns und das arbeitet an uns!
