Etwas Abstand

Da Christina genau für diesen Zeitpunkt als Rednerin zu einer Konferenz eingeladen wurde, buchten wir um, um nach Silvester für zwei Übernachtungen dorthin zu fahren.

Direkt vor dem Zimmer

Die Konferenz wurde jedoch kurzfristig wegen eines Todesfalls im Organisationsteam abgesagt und auf Mitte Januar verschoben. Das änderte aber nun nichts mehr an unseren Plänen.

Auch wenn wir wirklich nicht ganz so viel Lust dazu hatten, sondern am liebsten einfach im Haus abhängen wollten, machten wir uns am 1.1. auf den Weg – und siehe da, es war toll.

The Beautys – sehr entspannend

Einfach mal rauskommen und eine völlig andere Umgebung zu erleben – keine Menschen – keine Alltagsgeschichten – keine notvollen Anklänge – nicht der Kampf ums täglich Strom und Netz. Einfach nur mal am Strand sitzen, ins Meer schauen, der wunderbar regelmäßig-beruhigenden Brandung lauschen und lange Spaziergänge am Strand machen. Es war herrlich! Schon am Ankunftstag merkten wir alle, wie gut uns das tut. Der Alltag, stellten wir fest, ist doch ziemlich herausfordernd. Abstand bekommen wir auch nicht wirklich. Somit war es gut, sinnvoll und zudem wunderschön, in dieser Umgebung einfach mal zu entspannen.

Wir durften diesmal einem Fischfang zuschauen

Am ersten vollen Tag hatten wir uns mit einer Freundin und deren Tochter verabredet. Steffi, eine gebürtige Deutsche aus Hessen, lebt schon seit vielen Jahren in Freetown und Umgebung. Während der Ebola-Epidemie ist sie als gelernte Krankenschwester nach Sierra Leone gekommen und hier „gestrandet“.

Im Laufe der Zeit ist sie heimisch geworden. Eine befreundete Familie hatte sie gebeten, sich um ein kleines Mädchen zu kümmern. Sie hatten sie Steffi genannt. Weder Mutter noch Großeltern sahen die Möglichkeit dazu. Seit dieser Zeit ist Steffi nun zur Mutter der kleinen Steffi geworden und hat sie in ihren Haushalt und Leben aufgenommen.

Die Linke ist Steffi und daneben ihre Freundin

Wir freuen uns immer, einander zu treffen – Deutsch zu quatschen und Zeit miteinander zu verbringen. Neben ihren Mutterpflichten  organisiert und verantwortet Steffi das Verteilen von christlichen Kalendern und Schriften (Andachtsbücher, Traktate etc.) hier in Sierra Leone. Verlage senden ihr das Material, sie nimmt es in Empfang, sortiert und verteilt es an unzählige Stellen. Diese Schriften sind hier sehr gefragt und wir konnten es ebenfalls an einige Stellen weitergeben – Baptistenseminar in Lunsar, Pastoren und unsere Gemeinde. Auch wir persönlich schätzen das Material. All das macht Steffi ehrenamtlich und auf Spendenbasis, was nicht immer einfach ist. Die Kosten für den Zoll in Freetown sind horrend und willkürlich – für Literatur, die kostenlos abgegeben wird.

Haben wir doch alles schon geklärt

Nun hatte ihre mittlerweile neunjähre Tochter schon länger den Wunsch geäußert, sich taufen zu lassen. Da sie im Moment zu keiner Gemeinde näher Kontakt haben, war eine Frage, wer könnte Steffi denn taufen? Zu wem hätte sie Vertrauen das zu tun? Die Wahl fiel auf Ralf und der willigte gerne ein. Wo kann man eine Taufe durchführen – vielleicht bei Freunden in einem Pool? Oder wie wäre es, wenn ihr uns in Tokeh besucht und wir taufen im Meer?

Gedacht, gesagt, geplant, getan! So trafen wir uns am Dienstag, 02.01.2024, gingen die Gründe für eine Taufe durch und sprachen darüber, was bei einer Taufe geschieht.

Erinnert Ralf an was ….

Christina las einen Text aus dem Römerbrief, daraus auch den Taufvers Römer 6,23. Anschließend kam das Taufversprechen und dann war es auch schon so weit: Da Steffi noch nicht schwimmen kann, wollte sie gerne an der Hand von Ralf ins Meer geleitet werden.

So gingen nun die beiden Todesmutig – Hand in Hand, den Fluten entgegen, um schließlich ungehört von allen, Ablauf und Taufformel durchzusprechen und dann den Wellen zum Trotz untergetaucht und als ein Kind Gottes aus den Fluten zu erstehen, aufzusteigen! Was für ein Geschenk!

War schon etwas besonderes

Fröhlich und dankbar sangen wir ein Lied: „Ich bin entschieden zu folgen Jesus“, das hatte sich Steffi gewünscht. Nach einem Segensgebet gingen die einen dann zu den Liegen zum Quatschen und die anderen ins Meer zum Schwimmen/Spielen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen war die schöne Zeit dann auch schon wieder vorüber.

Nicht ganz einfach … gegen die Mächte und Gewalten

Am Abend erhielt Christina von Steffi noch eine Nachricht. Eine Aussage von Ralf hatte die kleine Steffi bewegt. „Mama, stimmt es, dass nun nichts Böses mehr von mir Besitz nehmen kann, das ich fürchten müsste?“

Ralf hatte sehr bewusst und kindgerecht von einem Herrschaftswechsel gesprochen: dass Steffi ein Kind Gottes ist, weil sie Jesus vertraut. Sie ist damit dem Machtbereich des Bösen entzogen und es hat kein Anrecht mehr auf sie. Sie muss sich nicht fürchten, weil Jesus der Herr und Retter, das Böse überwunden und besiegt hat und das immer so bleiben wird!

Gerade in diesem Kulturkreis hier fällt uns auf und hören wir immer wieder, wie sehr die Menschen sich vor dem Bösen fürchten – auch Christen. Deshalb sprechen wir regelmäßig über die Identität eines Christenmenschen, die wir als Kinder Gottes haben! Wir sind befreit und müssen uns nicht fürchten. Jesus hat gesiegt und wir dürfen uns in ihm bergen.

Als Familie haben wir dann noch ein paar weitere schöne Stunden am Strand genossen, unter anderem traumhafte Sonnenuntergänge. Nach einer ruhigen Nacht und einem beschaulichen Frühstück in herrlicher Kulisse machten wir uns wieder auf dem Weg zum T.E.C.T. – allerdings mit einem Stopp bei Steffi Zuhause und einem gemeinsamen Eisessen.

Erst mit etwas Abstand nimmt man mitunter wahr, was gut und hilfreich ist. So auch diese Zeit und Tage. Vorgenommen haben wir es uns, dies zu wiederholen – aber wie das so mit guten Vorsätzen beim Jahreswechsel ist … schaun wir mal, ob es wirklich dazu kommt.