Nine Lessons & Carols 2023

Anfang Dezember sollte die am T.E.C.T. im letzten Jahr begonnene Tradition wiederholt werden: Ein Abend mit Bibellese und Weihnachtsliedern, „Nine Lessons & Carols“ genannt.

Die Entwicklung dieser Tradition wird dem englischen Pfarrer Edward White Benson zugesprochen, der im Jahre 1880 den ersten Gottesdienst an Heiligabend in dieser Weise gestaltete, um ein ganzheitlicheres Programm ins Leben zu rufen. Bis dato wurden Weihnachtslieder ausschließlich von Sängern bei Besuchen in den Häuser gesungen – nicht aber in Gottesdiensten.

Da die Menschen jedoch ein Bedürfnis hatten, Weihnachtslieder auch in den Gottesdiensten zu hören und selber zu singen, wurden diese „Neun Lektionen und Weihnachtslieder“ mit dem Gottesdienst am 24. Dezember 1880 offiziell eingeführt.

Es ist ein Wechsel von biblischen Texten (Lessons) und Weihnachtsliedern, die traditionell vom Sündenfall, der Verheißung des Messias und der Geburt Jesu handeln. Neun Texte aus der Genesis, den prophetischen Büchern und den Evangelien werden gelesen. Dazwischen kommen Weihnachtslieder und Hymnen.

Kurz vor Semesterschluss war es wieder soweit. Der Chor hatte viele Wochen vorher begonnen, das Programm einzustudieren. Am Ende trafen sie sich dreimal die Woche über mehrere Stunden und das war …. auch wichtig. Nicht jede/r konnte wirklich singen, die Tonlage halten oder sich in den Chor eingliedern. Christina versuchte so oft wie möglich dabei zu sein. Da der Dirigent stark im Examensbüro eingespannt war, musste sie meist die Proben allein stemmen: Stimmen einüben, Klavier spielen und teilweise auch dirigieren.

Frustrierend sind die ungeplanten und ohne Ankündigung stattfindenden außergewöhnlichen Treffen. Wenn der Chef singt, der Knecht springt. So ist das hier. Wir müssen uns darauf einstellen.

Wieviel Vorlesungen bzw. Unterricht schon aufgrund dessen ausgefallen ist, macht einen fragend nach der Priorität des Studierens …

Alle SängerInnen gerade am Ende des Semesters unter einen Hut zu bekommen, so kurz vor den Examen, ist nicht leicht. So waren alle dankbar, kurz vor Auftritt eine Generalprobe eingeplant zu haben.

Leider konnte der Chorleiter selber auch diesmal nicht anwesend sein, so sollte Christina die Leitung übernehmen. Ob das der Fall ist, findet sie jeweils während der Probe heraus, wenn der Dirigent nicht kommt. Es gibt keinerlei vorherige Absprache. Man wird flexibel…

Als sie gerade mit der Generalprobe begonnen hatten, klingelte ihr Telefon (Ralf sagt ja immer – man kann das Ding auch leise oder ausschalten!). Sie konnte beim Klavierspielen nicht rangehen. Allerdings war es erstaunlich, wie hartnäckig die Kollegin wieder und wieder anrief. So rief sie während der ersten Textlesung zurück. Wo sie den bliebe, sie solle sofort zur Bibliothek kommen, da erwartet der Rektor spontan die gesamte Belegschaft.

Eine Gastdozentin aus den USA war für eine Woche am T.E.C.T. eingeladen und sollte nun dem Dozentenkollegium vorgestellt werden. Hier wird ja nichts in Frage gestellt. Christina blieb keine andere Möglichkeit, als die Generalprobe zu verlassen und die nächsten Stunden bei diesem Treffen zu verbringen. Der Chor löste sich auf – Chancen vertan. Solche Momente machen schmerzhaft die Bedeutung von Willkür und Planlosigkeit deutlich.

Es blieben noch zwei Tage bis zum Konzert. Ein letzter Versuch, die Generalprobe nachzuholen, klappte ebenfalls nicht. Das Konzert musste dann halt so stattfinden.

Der Anspruch war ein herausragender Moment für die Campusgemeinschaft, Familien, Freunden und Nachbarschaft. Dafür sollte diesmal das Konzert draußen auf dem Graduierungs-Gelände stattfinden. Eine Generalprobe hätte sicher SängerInnen und Technik gut getan – da die Akustik draußen doch eine andere als in geschlossenen Räumen ist. Man merkte während des Konzerts, dass auch die Abläufe vielfach nicht klar waren. Aber nun musste es eben so gehen.

Durch die nationale Ausgangssperre sollte der Abend eine Stunde früher beginnen und max. zwei Stunden dauern, so dass auch Externe Gäste noch rechtzeitig vorher Zuhause sein würden.

Nun, weder begann der Abend pünktlich, noch endete er nach zwei Stunden. Aber was ist schon Zeit in einem Land das zeitlos ist?

In diesem Jahr war der Chor deutlich kleiner und nicht alle SängerInnen waren auf dem Niveau des Vorjahres. Dennoch haben sie es gut gemeistert – einen hervorragenden Einsatz gebracht.

Wir haben unser eigenes Klavier zur Verfügung gestellt, da das vom T.E.C.T. nicht mehr einwandfrei funktioniert – jedenfalls manche Taste nicht.

Auch die Atmosphäre unter freiem Himmel war eine tolle Stimmung. Es war ein fröhliches Fest. Was sie neu ins Programm aufgenommen haben war eine Zeit des Offering (Spendensammlung). Da sie jedoch eine Generelle und dann zig einzelne Möglichkeiten gegeben haben, dauerte allein dieser Programmpunkt gute 40 Minuten – viel zu lang und hatte mit dem guten Programm nichts zu tun. Jeder einzelne bekam Zeit, um nach vorn zu tanzen und sich für seine Spende feiern zu lassen. So gehört es hier zur Kultur.

Das war ein Wermutstropfen und nicht wenige Gäste, die das Gelände zu diesem Zeitpunkt verließen.

Die Musikstücke – Lesungen und Lieder waren wertvoll und zum Teil ein echter Genuss. Wendy, eine Nachbarin aus den USA meinte, dass gerade die Klavierbegleitung ein Highlight war und ihr das Gefühl von Weihnachten vermittelt hat.

Denn das ist für uns Nordlichter nicht einfach – heiß, sonnig und im Schweiße unseres Angesichts Weihnachtsgefühle zu entwickeln.