In Sierra Leone ist es so, so wurde uns erzählt – wenn auf einem Landstück nichts drauf steht und man dann eine Hütte oder Haus draufbaut – einem dieses Stück Land dann einfach gehört, selbst wenn es einem eigentlich nicht gehört hat bzw. es jemand anderem gehört – kurios oder?

Das ist auch einer der Gründe, warum das Gelände des T.E.C.T. nun endlich bis zum Meer runter durch eine Mauer eingegrenzt wurde. Immer wieder kam es in der Vergangenheit vor, dass Leute versucht haben, am Rande des Geländes eine Bebauung vorzunehmen. Wenn das erstmal vollzogen ist, ist es äußerst schwer, diese Menschen von dort wieder wegzubekommen und vor Gericht bekommt nicht immer der Recht, der Recht hat. Ralf erinnert sich an die Aussage eines befreundeten Anwalts, der ähnliches meinte – bei Gericht geht es nicht (immer) um Gerechtigkeit. Aber solches Verfahren hier war uns neu und schien interessant – also nicht, dass wir hier irgendwo Hütten bauen wollten …
Als wir im Sommer für drei Monate das Land und Haus verlassen haben, trat wohl für manch einen der Hiesigen dieser Zustand ein und man nahm das Freie, Unbewohnte in Besitz.

Bei unserer Rückkehr mussten wir also erstmal zeigen, wer hier das Recht auf wohnen hat und wer nicht. Die kleinen Ameisenstraßen mit Pestiziden besprüht – Spinnen getötet – eine Gottesanbeterin nach draußen verbannt und einen Skorpion zertreten – gut, die Geckos können bleiben (erwischen wir eh nicht).
Doch im Laufe der Zeit stellten wir fest, dass wir weitere „Untermieter“ haben und diese auf dem Dachboden leben. Wobei wir bis heute nicht wissen, um wie viele es sich tatsächlich handelt.
Im Vorfeld schickte der Prinzipal Fotos, darauf mehrere Packungen unseres Toilettenpapiers. Jede Packung war aufgebissen und jede Rolle angeknabbert – „ihr scheint Ratten im Haus zu haben“, meinte er! Na super! Und jetzt??

Ratten hier sind mindestens so groß wie Katzen, wurde uns gesagt. (Die weißen glauben eh alles ….) Uns sind sie jedoch noch nicht zu Gesicht gekommen – worüber wir nicht unglücklich sind!
Im Bad ist ein Schrank und über das Dach kommen Leitungen zum Schaltkasten für Warmwasser und Strom. Dieser Durchgang ist nicht ganz geschlossen und so können von dort ungebetene Gäste zumindest diesen Schrank aufsuchen – was sie getan haben. Genau dort stand das Klopapier.

Dass unter „unserem“ Dach diese Lebewesen aktiv sind, hören wir jeden Tag über uns – hoffen und beten, dass nicht irgendwann die dünnen Deckenlamellen nachgeben und uns die Untermieter in die gute Stube fallen ….
Wir haben den Schreiner gebeten, eine Möglichkeit zu ersinnen, diese Lücke vom Dachboden ins Bad zu schließen und parallel dazu Rattengift auszulegen. Ja er wird am Montag kommen und das machen – aber wieder mal hat er vergessen uns zu sagen, welcher Montag das ist … und so dauert es schon mal zwei – drei …… Wochen. Aber wir sind ja deutsch, haben Geduld gelernt.

Ansonsten muss Christina auf die Jagd – was sicher auch ein Erlebnis wäre. Zumal wir nach unserer Rückkehr in einem Schrank eine prachtvoll große Spinne fanden, die wir in dieser Größe sonst nur aus dem Zoo kennen. Christinas Schrei konnte man weit hören. Ralf ist für eine Jagd über die Dachlamellen definitiv nicht tragbar.

Durch den Einbau der neuen Fenster erleben wir auch so manche Kuriosität. Die Fenster sind zum einen verdunkelt, zum anderen von außen verspiegelt. Man kann also gut nach draußen schauen, aber nicht nach innen bzw. sieht sich selbst wie in einem Spiegel.

Das irritiert manche der Vögel in unserer Nachbarschaft. Irgendwann hörten wir immer ein Klopfen oder Schlagen an den Fenstern und konnten das erstmal nicht einordnen. Als sich das regelmäßig wiederholte, erkannten wir, dass verschiedene Vögel – einzeln oder zu zweit – auf den Gittern vor den Fenstern sitzen und gegen das Fenster flogen oder hackten – manchmal sah es so aus als hätten die sich da verfangen – was jedoch nicht so war.

Offensichtlich sehen sich die Vögel im Spiegel und wollen sich unterhalten – Nahrung teilen – Kontakt aufnehmen – was aber nicht klappt. Egal wie oft sie dagegen fliegen (nicht heftig – eher behutsam – jeden Tag – immer wieder), sie wiederholen es jeden Tag – mehrfach. Ein kleiner Kerl tut dies ausdauernd von früh bis spät. Ein Leben für die Illusion.
Für uns ist das mega interessant, wir können ihnen nun auf ein paar Zentimeter gegenüber stehen, sie beobachten und uns an ihnen freuen – ohne von selbigen wahrgenommen zu werden. Das ist recht unterhaltsam und wir freuen uns daran.
