Semesterbeginn 10-2023

Nun hat für Christina das Semester begonnen und was soll man sagen, genauso holperig wie im Jahr davor. Bis kurz vor Start war weder klar, welche Fächer sie tatsächlich unterrichten wird, noch wie viele Studenten in den jeweiligen Kursen sitzen werden und auf welche Tage ihre Vorlesungen gelegt sind.

Zum einen liegt es daran, dass der bisherige Verantwortliche das T.E.C.T. aus gesundheitlichen Gründen verlassen hat und der Neue sich erstmal einarbeiten muss.

In der Regenzeit sieht das Gelände wirklich beeindruckend schön aus

Zum anderen liegt es aber auch daran, dass es hier einfach so ist. Alles erscheint aus unserer Sicht spontan, mit der heißen Nadel gestrickt, chaotisch und unorganisiert. Auch gibt es noch keine exakte Zahl der neubeginnenden Studierenden – denn bis Mitte Oktober laufen Aufnahmegespräche.

Bisher haben sich ca. 50 neue Studierende für die verschiedenen Fachbereiche angemeldet. Das sind deutlich weniger als im letzten Jahr. Das hat zum großen Teil damit zu tun, dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage viele die Studiengebühren nicht aufbringen können. Auch die Stipendien seitens der Kirchenbünde sind deutlich weniger geworden. Was uns im letzten Jahr schon traurig aufgefallen ist, dass kaum ein Baptist zum Studium am T.E.C.T. kommt.

Das Semester läuft seit zwei Wochen, aber hier sitzen in langen Schlangen noch etliche Menschen für ein Aufnahmegespräch zum Studium am T.E.C.T. – mal sehen, wie viele dann am Ende tatsächlich zum Studium aufgenommen sind.

Wir hoffen, dass sich das wieder ändern wird und junge Menschen in den pastoralen Dienst ermutigt, gefördert und gesandt werden. Wir beten um Gemeinden, die ihre jungen Menschen segnend fördern und ermutigend senden. Wir beten für PastorInnen, die jungen Menschen zum Vorbild werden, diese wichtige und segensreiche Berufung wahrzunehmen, um selbst eine solche Berufung zu leben.

Wir beten für den Baptismus hüben wie drüben, dass die Jugend nicht Zukunft sondern Gegenwart ist und gelebter Glaube wieder erfahrbar, lebendig und nacheifernswert wird! (Es hat uns traurig gemacht zu hören, dass letztes Jahr für das neue Semester in Elstal nur ein (1er – one – uno – un) Student der Theologie begonnen hat.) Gott sei´s gedankt, daß sich das dies Jahr gewendet hat!

Aber zurück. Am Wochenende fand die Semestereröffnung in der Chapel statt – zuerst mit den neuen Studierenden und etwas später mit allen anderen Studierenden und Dozenten. Dass Christina zwei Hymnen spielen sollte, erfuhr sie kurzfristig – aber sie hat ja Flexibilität gelernt.

Das ist der Kurs mit den bisher meisten Studierenden – Samstagmorgens Ekklesiologie bzw. Christian Doctrine

In der ersten Studienwoche, so haben wir im letzten Jahr gelernt, kommen in der Regel kaum Studierende – das muss sich alles erstmal einspielen. Erstaunlicherweise war der erste Kurs bereits mit 4 Leuten besetzt. Bei den anderen Kursen ging es nicht ganz so glatt los. Zwei saßen zunächst da, dann wurde einer von ihnen herausgerufen, weil er einen anderen Kurs besuchen sollte. Dafür kamen in der zweiten Hälfte des Tages zwei andere dazu. Small small – wird schon noch. Vor allem weil der Studienleiter nach wie vor die Studierenden hin und her schiebt und nicht klar ist, welcher Jahrgang denn nun für welche Vorlesung angepeilt ist. Die Vorlesung Apostelgeschichte sollte Christina für die im 3. Jahr machen – die hatten diese aber schon – hingegen die im 4. Jahr noch nicht. Aber können die denn überhaupt an den Vorlesungszeiten? Bisher kam nicht ein einziger zu dieser Vorlesung. Wieder mal alles sehr spannend.

In diesem Jahr soll Christina zusätzlich eine Vorlesung mitgestalten, die samstags für Mitarbeiter von Gemeinden gehalten wird. Wer samstags kommt, arbeitet unter der Woche woanders. Dieser Kurs ist sehr vielfältig aufgestellt. Einige Teilnehmenden sind im Master-Studiengang, andere haben nicht einmal die weiterführende Schule gehabt. Das ist herausfordernd. Es geht um Ekklesiologie: Worum geht es bei christlicher Kirche / Gemeinde?!  

Auch dieses Jahr wurde Christina auf einen Musik-Kurs angesprochen. Zwei möchten weitermachen, die bereits letztes Jahr einen Einführungskurs in Musiktheorie hatten. Darüber hinaus haben sich 8 Personen gemeldet, die Noten lesen lernen möchten, um später Keyboard spielen zu können.

Wie immer macht Christina das Dozieren Freude und wenn sich alles etwas eingependelt hat, wird das Bild auch deutlicher.

Weiter bietet sie Mentoring und Seelsorge für Studierende an und ist damit ebenfalls gut beschäftigt. Für uns ist es unglaublich, mit was die Menschen hier alles konfrontiert werden. Ein Student (Pastor) berichtet, das seine Nichte (7 Jahre) von einem Mann mißbraucht wurde und die Familie nun überlegt, was zu tun ist. Er ist Schulleiter, einflussreiches Gemeindemitglied und hat mächtige Freunde. So wurde den Eltern von Seiten der Gemeindeleitung geraten, die Sache zu vergessen – nicht zu verfolgen. Der Student wurde zudem von Vertretern seines Kirchenbundes angerufen und aufgefordert, darauf einzuwirken, dass die Familie die Sache auf sich beruhen lässt – denn schließlich ist ja Gott der Richter …?!? Das ist leider kein Einzelfall.

Wir ermutigen die jungen Menschen, an Gott festzuhalten und sich nicht beirren zu lassen – dem Bösen die Stirn zu bieten. Dieser Mann muß aus dem Schuldienst entfernt werden und unserer Meinung nach gehört er ins Gefängnis. Die Familie hat dafür gesorgt, dass er in Untersuchungshaft sitzt. Ob er allerdings durch eine „großzügige Spende“ an die zuständigen Polizisten einfach wieder auf freien Fuß kommt – das bleibt offen. Wie gesagt, die Strukturen hier sind anders und so hören wir, beraten, begleiten und beten mit ihnen.

Nachtrag: Der neue Kurs „Ekklesiologie“ wurde in der zweiten Woche kurzfristig geändert. Man stellte fest, dass man ihr den falschen Kurs gegeben hatte – er wird dieses Jahr gar nicht benötigt. Dafür soll sie nun Christian Doctrine unterrichten. Perfekt! Wir sind ja flexibel… 🙂

Sie haben ihren Spaß