Zum 33. Mal jährte sich dieses Ereignis und nicht nur in Deutschland, auch im Ausland – selbst hier in Sierra Leone, wird das gefeiert.
Schon im letzten Jahr erhielten wir eine persönliche Einladung vom deutschen Botschafter in Sierra Leone, um diesem Tag feierlich zu gedenken. Im letzten Jahr waren wir gerade erst angekommen und so stand uns der Kopf woanders.

Nun aber wollten wir die erneute Einladung – zu einer Cocktail-Party – annehmen, um mal zu schauen, wie das hier gefeiert wird. Die Einladung war auf Dienstag 03.10., 18.30 – 20.30 Uhr gelegt und in Englisch formuliert. Daraus schlossen wir, es werden auch internationale Gäste anwesend sein. Austragungsort war das Radisson Blu Hotel in Freetown – eine Ecke, wo wir bisher noch gar nicht waren. Da es, zumindest am Ende, dunkel sein würde, baten wir den Campus-Fahrer, uns zu chauffieren – wir dürfen vertraglich bei Dunkelheit ja nicht fahren (was gut ist und wir ohnehin ungerne tun würden). Selbst in Freetown gibt es so gut wie keine Straßenlaternen, die Licht spenden – es fahren zudem unbeleuchtete Autos und Motorräder, welche man gerade schemenhaft an den weißen Flipflops erkennt, und unbeleuchtete Kfz stehen auf und neben der Straße – abgesehen von den Fußgängern, die immer mal wieder im Dunkeln über die Straße huschen.

Als Deutsche waren wir dann auch pünktlich um 18.15 Uhr vor Ort. Wir waren mit die ersten und durften uns im Foyer noch etwas gedulden. Um 18.30 Uhr wurden die Tore zum Saal geöffnet und jeder musste sich registrieren/ ausweisen. Dann wurde man persönlich vom Botschafter willkommen geheißen und verteilte sich im nett mit Deutschlandfarben dekorierten Raum.

Ein Angehöriger der Bundeswehr eröffnete die Veranstaltung und hieß alle zu diesem Anlass willkommen. Eine Militärband spielte die deutsche und anschließend die Sierra Leonische Nationalhymne. Dann kam der deutsche Botschafter, stellte sich vor, berichtete kurz über das Ereignis, welches wir heute als deutsche Nation feiern, und knüpfte eine Brücke zu Sierra Leone.

Es war alles richtig und nett, aber traurig machte es Ralf doch ein wenig. Weil dieses Ereignis in der Weltgeschichte einzigartig ist – zwei getrennte Länder, die ohne Kampf – Terror – Krieg friedlich vereint werden. Das gab es seines Wissen noch zu keiner Zeit.
„Mit allem haben wir gerechnet, nur nicht mit Kerzen und Gebet“ (Horst Sindermann, SED Fuktionär). In der Tat, Waffen waren geladen, Panzer standen abschussbereit – Soldaten hatten ihre Befehle. Doch nichts von all dem passierte.
Das aber ist ein Wunder und auch wenn man den Gedanken an Gott nicht mag, Ursachen haben Wirkung. Gebet – Kerzen – friedliche Demonstrationen – Gott antwortet, er sitzt im Regiment.
Nun ja – ein Pastor ist ja auch Botschafter für seinen Herrn – aber eben eines anderen Regiments.

Dann kam ein Sierra Leonischer Vertreter, verwies auf die schwierigen Zeiten, die Sierra Leone durchlief – Bürgerkrieg – Ebola – Corona und auch die momentan nicht einfache Situation, ohne allerdings näher darauf einzugehen. Er dankte und lobte die gute Zusammenarbeit und Unterstützung seitens Deutschlands und freute sich über den Anlass, welchen wir heute feiern dürfen.

Es waren tatsächlich ein paar Deutsche anwesend – das meiste aber Vertreter von internationalen Vereinen oder Firmen bzw. Einheimische, die in irgendeiner Weise mit der deutschen Botschaft bzw. Deutschland zusammen arbeiten.
Wir unterhielten uns mit manch einem Deutschen, deren Firma oder Organisation hier in Sierra Leone tätig ist und lernten deutsche Mitarbeiter von „Mercy Ship“ kennen.

Unter anderem ein Ehepaar, Daniel und Linda – er Deutscher, sie Britin, die immer wieder für Mercy Ships arbeiten und sich vor 17 Jahren auf einem dieser Einsätze kennenlernten. Spannende Geschichten.
Gegen 20.15 Uhr machten wir uns wieder auf dem Weg zum Wagen und Amadu fuhr uns zurück – abenteuerlich! Sollte man vorne sitzen, muss man vielleicht doch lieber die Augen schließen und beten (Ralf saß vorne).

Gott sei´s gedankt, wir sind wohlbehalten am T.E.C.T. angekommen und es war ein interessanter und schöner Abend.