Peace Baptist – Kinder an die Macht

Das war ein großes Hallo, als wir am Sonntag nach drei Monaten Abwesenheit wieder im Gottesdienst „unserer“ Gemeinde, der Peace Baptist Church aufliefen. Das war auch in Siegburg so – Überlegung – vielleicht sollte man ja immer lieber in Abständen in Gemeinden gehen – Überlegung Ende.

Da war sichtliche Freude und ein großes Willkommen – schön, Euch wiederzusehen und Danke, dass ihr zurückgekommen seid. Doch dass heute ein besonderer Gottesdienst war, lag nicht an uns, sondern daran, dass die Kinder ihren „Thanksgiving-Gottesdienst“ hatten.

Dort wo üblicherweise der Gemeindechor sitzt, saßen aufgereiht wie Orgelpfeifen die Kinder der Sonntagschule. Von vorne beginnend die Kleinen und hinten die Großen – im Alter zwischen 5 – 17 Jahren. Diese gesamte Spanne ist die Kindergruppe – eine Gruppe ohne großartige Unterteilung.

Dieses Mal die Sonntagschulkinder in den ersten Reihen

Insgesamt saßen nun da vorne um die 60 Kinder und warteten, bis es losging. Sie waren wohl schon länger da – naja, bis man diese wuselige Gruppe in den Griff bekommt, braucht es eben Zeit.

Jede Gemeindegruppe kommt einmal im Jahr dran, um ihren „Thanksgiving“ Part zu leisten. So dachten wir, von unseren bisherigen Erfahrungen, dass die Kinder ein-zwei Lieder singen werden und dann ihren gesammelten finanziellen Beitrag an die Gemeinde überreichen und das war‘s. Aber weit gefehlt.

Als der Gottesdienst losgehen sollte, verließen die Kinder geordnet den Raum, um dann mit dem ersten gemeinsamen Lied wieder ordentlich in Reih und Glied einzuziehen – beginnend mit den Kleinsten. Eine sehr schöne Prozession.

Einzug der Akteure

Nach dem Lied kam die Begrüßung – von einem der älteren Kinder übernommen – gut gemacht! Dann kam der Gemeindelobpreis – diesmal ebenfalls durch Kinder der Sonntagschule angeleitet. Der Schlagzeuger ist ja ohnehin ein Sonntagschulkind, der Sohn des Pastors, ca. 11 Jahre, und macht das immer super.

Auch die Bekanntmachungen wurden diesmal von einem Jungen aus der Sonntagschule gemacht – man sollte sich diesen sichern – der war souverän und klar verständlich – was man nicht von allen Bisherigen (den Erwachsenen) sagen kann.

Ein Teil der Sonntagschule – mitunter kommen bis zu 80 Kinder

Ein 50-jähriges Jubiläum ist auf jeden Fall ein toller Anlass und Grund zur Freude. Das hat seine Berechtigung und soll so sein. Wobei wir uns fragen, welche Lasten  da auf manche Gemeinden gelegt werden. Nun ja, wir müssen aber auch bekennen, wir sind nicht von hier und wahrscheinlich fehlt uns hierfür das Verständnis.

Danach ging es wieder weiter mit dem Gottesdienst – Kinder an die Macht! Nach einem weiteren gemeinsamen Lied hat die Sonntagschule etwas Besonderes vorbereitet. Jedes der Kinder hatte für diesen Gottesdienst Bibelvers/e auswendig gelernt und sollte diesen nun aufsagen. Zur Erinnerung ca. 60 Kinder! Ein aufregender Prozess. Es ist nicht leicht, vor der versammelten Gemeinde zu stehen, in so viele ernste Gesichter zu schauen und dann nicht zu stolpern, stottern oder Amnesie zu erleiden. Und da es im Raum auch nicht immer ganz leise war, war es zudem noch etwas schwieriger sich zu konzentrieren.

So begann es beim Jüngsten mit seinen gerade fünf Jahren – Name – Alter – Textstelle und dann der Vers. Je älter die Kinder wurden, desto mehr Verse waren gelernt – die Älteste sagte am Ende 30 Bibelverse (!) aus Psalm 139 auf.

Es gab nicht einen, der seine/n Vers/e nicht konnte – aber ja vor Aufregung gab es dann doch mal ein Tränchen, auch das gehört dazu. Es war wirklich beeindruckend und Ralf überlegte, ob er das überhaupt selber hinbekommen würde … Aber hier gehört Auswendiglernen zur Kultur und ist notwendig, da kaum Bücher vorhanden sind geschweige jeder eine eigene Bibel hat.

Bei jedem Kind konnte man nach vorne gehen und als Dank, Freude und Anerkennung etwas Geld in das ausgelegte Körbchen legen. Das gleiche auch bei den Liedern, welche sie sangen. Dieses Geld wurde am Ende dem Pastor – der Gemeinde überreicht – ihr Anteil und Dank an Gott – Thanksgiving eben!

Bei so vielen Kindern nahm dieser Part doch etwas mehr Zeit in Anspruch und Ralf hoffte, dass diese vielen Bibeltexte möglicher Weise die Predigt ersetzen könnten, oder?!

Ganz schön anstrengend ….

Nun ja, nach einem weiteren Lied standen wir zur Textlesung auf und somit war klar: Es wird eine Predigt geben. Predigten dauern in SL normalerweise eine Stunde – also würde es ein langer Gottesdienst.

Die junge Predigerin – hat sie gut gemacht

Doch wow – auch die Predigt wurde von einer jungen Frau (16/17 Jahre alt) gehalten. Sie war souverän, aber unglaublich schnell und so war Englisch oder Krio für uns nicht wirklich herauszufiltern. Es ging um Galater 5, die Früchte des Geistes, und das hat sie, soweit wir das mitbekommen haben, gut gemacht. Am Redetempo darf sie gerne noch arbeiten, an der Länge hoffentlich nicht – da lag sie bei knapp 20 Minuten – ist doch gut, oder?!

Während der Predigt wurde Ralf ein handgeschriebener Zettel zugesteckt, auf welchem ihn Pastor Abu fragte, ob er ein Segensgebet für die Kinder sprechen mag. Wir lieben spontan – so nickte Ralf dem Pastor kurz zu und ging im Anschluss der Predigt nach vorne.

Jetzt gab es noch zwei Choreographien, die ein Teil der älteren Kinder eingeübt hatte, und wurden zu zwei Songs aufgeführt – super Tanzeinlage!

Diesmal gab es nur zwei Kollekten Durchgänge – der Abschlusssegen und nach 2,5 Stunden war dann dieser Gottesdienst vorüber.

Wir fanden, eine schöne Choreografie

Es hat uns gut getan, so freundlich willkommen geheißen zu werden. Christina wurde von den Mitgliedern der Frauengruppe sogar umarmt – zum ersten Mal in Sierra Leone! Es hat uns außerdem gefreut, so viele bekannte Gesichter lebend wieder sehen zu dürfen. Wir haben uns über den Mut von Pastor Abu gefreut, der diesen Gottesdienst ganz in die Hände der Kinder und deren Mitarbeiter gelegt hat – mögen mehr Gemeinden, die eine Zukunft haben wollen, diesen Mut aufbringen – Kinder an die Macht!

Beim Überreichen des Thanksgiving Opfers das gerade zusammen gekommen ist – 3.000 Leones für eine Sonntagschule wow – gut, natürlich die Gemeinde!