Wir sind wieder hier – zurück ….

Montag – jetzt ist es soweit. Nach drei Monaten in Deutschland geht es wieder zurück nach Sierra Leone. Die erste Etappe der Tour ging erstmal von Sankt Augustin nach Frankfurt, um dann am Dienstag früh in den Flieger nach Freetown über Brüssel zu reisen – mit allem Sack und Pack.

Unsere Fluggesellschaft erlaubte pro Person zwei Koffer und bei all dem, was wir so in diesen drei Monaten gesammelt haben, nahmen wir dies Angebot gerne in Anspruch. Zum einen wussten wir in diesem Jahr besser, was uns helfen könnte, bzw. uns dort fehlt, und zum anderen hatten wir eine Menge Wünsche anderer im Gepäck. So war es nicht schwer, sechs Koffer zu füllen.

Im Gegenteil, uns bewegte eher die Frage: Werden wir alles mitbekommen und auch ins Land bringen können?

Bereits eine Woche vorher haben wir uns ans Packen gemacht. Auf der einen Seite lagen die offenen Koffer, auf der anderen Seite der Berg an Einzupackendem. Jeder Koffer durfte 23 kg nicht überschreiten. Es gab zudem manche Auflagen, die es zu beachten galt.

Neben unserem persönlichem technischen Equipment wurden uns weitere drei Laptops – acht Handys – vier Tablets – Akkus und zig gebrauchte Brillen (für die Augenklinik in Lunsar) anvertraut – ein Segen für den, der nichts hat!

In den Koffern sind Akkus jedoch nicht erlaubt. Also muss all das ins Handgepäck …. Somit hatte dann jeder von uns als Handgepäck einen prall gefüllten Rucksack und noch eine Umhängetasche für zusätzlichen Laptop. Der eigene war ja schon im Rucksack.  

Unsere Sorge war, ob am Ende alle Koffer das Land erreichen und wir dort nicht noch zusätzliche Willkommensgebühren entrichten dürfen. Das aber liegt nicht in unserer Hand und so haben wir das in Gottes und die seiner Beter gelegt.

Wie aber bringt man sechs Koffer – drei Rucksäcke – drei Laptoptaschen und drei Personen nach Frankfurt – Danke an Anita und Charlie, die uns mit ihrem VW-Bus transportiert haben! Er war gut gefüllt.

Montagabend genossen wir noch mal eine Pizza beim Italiener am Flughafen – bevor es nach ein paar Stunden Schlaf mit dem Großraum-Taxi zum Check In ging.  

Es hat sich viel getan. Bisher kannten wir das online Einchecken im Vorfeld, um dann am Schalter zu stehen, damit das Bodenpersonal der Fluggesellschaft unsere Daten kontrolliert und die Gepäckstücke entgegennimmt.  

Diesmal ging das alles ohne Mensch. Elektronische Schalter scannen die QR-Codes des online Check-Ins (alles nur auf Deutsch – wie schlau ist das für einen Internationalen Flughafen??). Danach stellt man seinen Koffer auf die Ladestation – er wird gewogen, gekennzeichnet und verschwindet auf dem Fließband Richtung Bestimmungsort (Flugzeug).

Das war unproblematischer und deutlich zeitverkürzter als angenommen. Wir waren dankbar, dass nun schon mal ohne Beanstandungen alle sechs Koffer eingecheckt und auf dem Weg waren.

Jetzt waren wir gespannt, ob alles ankommt. Im Vorfeld haben wir immer wieder gehört, dass mitunter nur ein Gepäckstück ankommt oder auch gar keines ….. Und wenn sie alle ankommen, dass für jedes zweite Gepäckstück / Person eine extra Gebühr am Flughafen in Sierra Leone bezahlt werden muss. Weiter im Gespräch war, dass grundsätzlich alle Koffer durchleuchtet werden, um dann eine entsprechende Willkommensgebühr zu erheben. Aber mal abwarten – dann sehen wir schon. Bis hierher lief erstmal alles prima!

Bei der Sicherheitskontrolle durften wir unser Handgepäck ausbreiten und trotz all der Zusatzakkus etc. konnten wir auch hier fröhlich unserer Wege ziehen – super! Der Aufseher plauderte mit uns, und als er von unserem Ziel erfuhr und dass wir dort leben, fing er von seiner Zeit in Kenia an zu erzählen. Keine Frage nach dem vielen Elektronik-Zeug. Keine Beanstandung. Sogar die angebrochene Wasserflasche, die Tina im Rucksack vergessen hatte, kam unbehelligt bis nach Jui! Wir waren dankbar für diese reibungslose Handgepäck-Kontrolle. Also bis nach Brüssel würde jetzt schon mal alles gut laufen. Das Boarden lief ebenfalls glatt. Nachdem einige Passagiere unseres Fluges nicht kamen, die bereits eingecheckt hatten, musste nun noch einmal deren Aufgabegepäck aus dem Flieger herausgesucht werden (aus Sicherheitsgründen). Dadurch waren wir etwas verspätet. Das war jedoch die einzige Verzögerung. Schwupps waren wir in Brüssel.

Hier auch noch mal durch die Sicherheitskontrolle – aber man wollte nur die Personaldaten klären. Dem Handgepäck wurde keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt – prima – alles durch. Nun hatten wir zumindest alle Sachen im Handgepäck auf dem Weg nach SL. Ein bisschen unangenehm war der uns zugewiesen Gate Bereich – von wo aus das Boarden stattfinden würde.

Dieser war ganz am hintersten Ende des Flughafens – was ja nicht dramatisch ist – Laufen ist gut! Beim Gate hatte der Check In schon begonnen und somit stellten wir uns fröhlich in die Schlange. Im Gate stellten wir fest, dass dieser abgeschlossen und …. klein war – für so viele Menschen viel zu klein. Zudem gab es dort keine Toiletten oder die Gelegenheit, sich noch etwas zum Trinken zu besorgen. Bis auf einen Kaffee hatten wir noch nichts intus und wollten dies eigentlich auf dem Flughafen Brüssel in den zwei Stunden Aufenthalt ändern – Pech gehabt. Allerdings trafen wir dort zwei nette und gesprächige Amerikaner, die auf dem Weg nach Liberia waren (das Flugzeug macht auf dem Weg dorthin einen Zwischenstopp in Freetown). Dort wollen sie Land kaufen, um ein Waisenhaus zu bauen. Als sie von unserer Arbeit hörten, versprachen sie, für uns zu beten. Denn es waren ebenfalls Christen, einer von ihnen hat sogar auch als theologischer Lehrer gearbeitet, bis er in Rente ging. Überall hat man Familie, wenn man Christ ist. Das ist wirklich schön!!

Sea Coach – in der Fähre nach Freetown

Auch diesmal funktionierte das Boarden reibungslos. So saßen wir schließlich im Flieger nach Sierra Leone. Wie gut, dass wir noch eine Tüte Chips und Jumpies im Gepäck hatten, das half über den ersten Hunger weg. Für manch einen war dies das perfekte Frühstück …

Nach ca. sieben Stunden Flug – ein bisschen durch Unwetter geschüttelt – mit einem warmen Essen und zahlreichen Getränken – landeten wir sicher auf dem Flughafen in Lungi – Sierra Leone. Nun also auf in den Kampf mit einem Stoßgebet nach oben – klappte das Einreisen ohne Visa, nur mit unserer Residence Permit – sind alle unsere sechs Koffer auf dem Gepäckband und kommen wir ohne „Willkommensgebühren“ aus dem Terminal ins Land rein? Werden wir Elektronik abgeben oder Bedienstete bestechen müssen? Der spannendste Teil der Reise lag vor uns.

Doch zuerst einmal über die Gangway ins Terminal und dort die Rolltreppe runter zur Einreisekontrolle. Direkt unten vor der Rolltreppe standen ein paar Personen ….. mitten im Weg. Warum, so dachten wir, muss man direkt am Fuß einer Rolltreppe stehen bleiben und in seinen Sachen rumkramen??

Nun ja, es stellte sich heraus, dass hier Flughafen-Angestellte nach den Reisepässen fragten. Diese mussten vorgezeigt werden. Erst dann erst konnte es zum Schalter weiter gehen.

Das muss man sich nun bildlich vorstellen. Unten stehen diese Damen und Herren – wollen von jedem den Ausweis sehen – man bleibt direkt bei der Rolltreppe stehen und sucht den Pass in seinem Gepäck und von oben schieben sich immer mehr Menschen durch die Rolltreppe befördert fröhlich nach unten – Chaos pur … willkommen in Sierra Leone! Wer an die Seite ging, um den von oben Nachrückenden Platz zu machen, wurde ungnädig zur Ordnung gerufen.

Sea Coach Abfahrts Terminal

Passkontrolle und Residence Permit – beides klappte. Weiter zur Gepäckausgabe und auf die Koffer hoffen. Hier wurde unsere Ungewissheit und Geduld herausgefordert. Unzählige Koffer kamen, aber nicht unsere. Sind diese nicht mitgekommen? Wurden sie nicht mitgenommen … und oder aber?

Nach guten 15 Minuten – einer gefühlten Ewigkeit – erschien dann der erste unserer Koffer auf dem Band – welch Erleichterung – wo einer ist, kommt sicher mehr. Und so war es – in kurzen Abständen kam einer nach dem andern – Koffer vollzählig und unversehrt – genial!

Mit zwei Gepäckwagen, darauf sechs Koffer, drei Rucksäcke und drei Taschen sahen wir nicht viel anders aus als unsere Mitreisenden – nun ja bis auf die Hautfarbe. Nun noch durch den Zoll …. und dann geschafft.

Der neue Terminal hat nun auch zwei Gepäckbänder in welchem das Gepäck durchleuchtet wird. Jeder Fluggast sollte hier jedes Gepäckstück – so wie es ist – auflegen und durchleuchten lassen – Koffer – Rucksäcke und Taschen. Auweia – was kommt denn nun auf uns zu – all die Handys – Brillen – Laptops – Akkus – Ventilatoren und und und?

Aber es kam nichts – alles lief über das Band und durch den Scanner auf der anderen Seite wieder raus. Dort konnten wir alles wieder auf die Wagen packen – fertig. Keine Frage, kein Kommentar. Nichts. Das gibt´s ja gar nicht – wir waren perplex … aber sehr dankbar! Gott hat einen Weg geschenkt.  

Wie gut das die Personenfähre etwas größer war

Zu guter Letzt mussten wir direkt vor dem Ausgang den Nachweis der entrichteten 25 $ Sicherheitsgebühr pro Person vorzeigen – selbstverständlich schon vor dem Heimataufenthalt bezahlt. Dann waren wir tatsächlich mit allem, was mitsollte, im Land – wow ein echtes Geschenk – Danke Gott!

Bevor uns nun vor dem Terminal viele Leute lautstark ihre Hilfe anbieten konnten, sind wir schnell gegenüber zum Büro des SeaCoach gehüpft. Die Personenfähre, welche wir nun zum Festland nehmen wollte – auch hierfür hatten wir bereits Tickets im Vorfeld besorgt. Von dort ging es nach einer kurzen Wartezeit mit einem Shuttlebus zur Anlegestelle von SeaCoach. Nach einer guten Stunde und einem herrlichen Sonnenuntergang am Meer waren wir schließlich an Bord der Fähre.

Das Wetter war etwas bewegter und so auch das Meer. Das Gepäck wurde in eine kleinere Fähre gepackt und vor den Fluggästen nach Freetown transportiert. Wie gut, dass wir das Einladen nicht selbst vornehmen mussten. Es war eine sehr bewegte See. Schon der eine Schritt vom Steg zum Boot war nicht ganz ohne. Aber es ging niemand über Bord!

Manch einer von uns musste sich bei der Überfahrt gut konzentrieren, die innere Mitte finden, um das Auf- und Ab für die nächste Stunde mit allem was zu einem gehörte, an den Bestimmungsort zu bekommen – klappte!

Gegen 20.30 Uhr waren wir in Freetown / Aberdeen – nahmen dort unsere sehnlichst erwartet. Der Rektor hatte ihm gesagt, er solle um 17 Uhr dort sein um uns in Empfang zu nehmen – der arme Kerl.

Von der Fähre ging noch eine gute Stunde Autofahrt nach Jui zum T.E.C.T. – wie gut, dass wir bei Dunkelheit nicht mehr fahren dürfen und es auch nicht tun. Der Verkehr ist nach wie vor chaotisch voll und jeder fährt, wie er es für richtig hält. Im Dunkeln kommt noch der Umstand hinzu, dass kaum Straßenlaternen vorhanden sind und viele Fahrzeuge ohne Licht fahren bzw. gar kein Licht haben. Fahrzeuge parken unbeleuchtet auf der Fahrspur oder stehen einfach mitten drin – Fußgänger kreuzen und links überholt ein Bike ohne Licht. Aber mit fröhlichem Gehupe – Achtung hier komm ich!

Als wir gegen 22 Uhr wohlbehalten am T.E.C.T. ankamen, wurden wir fröhlich in Empfang genommen, das Gepäck entladen und dann waren wir auch bald für uns. Unsere Perle Margret hatte mit viel Liebe ein Essen für uns vorbereitet (davon konnten wir 3 Tage lang essen und noch etwas verschenken). So gestärkt konnten wir unsere Betten herrichten, duschen und in die Horizontale abtauchen. Der Rektor war so freundlich, für uns bis 23.30 den Campusgenerator anzulassen – so hatten wir auch Strom und Licht. Unser eigener war noch nicht wieder angeschlossen.

Fazit: Alles hat hervorragend geklappt! Wir sind so dankbar, dass nun alles hier angekommen ist und keine unliebsamen Überraschungen auf uns zukamen – dafür sei Gott die Ehre und Danke für alle Gebete – welch Segen!