Aufwärts froh den Blick gewandt

Auch wenn wir uns noch in Deutschland befinden, haben wir oder Sierra Leone uns, nie aus dem Blick verloren. In den ganzen Wochen bekamen wir über verschiedene Medien Informationen und Einblicke. Wir lasen von der politischen Situation und von wirtschaftlichen Entwicklungen. Natürlich haben uns auch unzählige Nachrichten von Nachbarn, Kollegen, Gemeindemitgliedern und Studierenden erreicht – mit allem, was da eben los ist.

Unsere mobile Einsatzzentrale – immer erreichbar

Und während wir also noch mitten im deutschen Leben stecken, geht der Blick schon deutlich auf den zweiten Turn. Die Vorbereitungen schreiten voran. Bis zuletzt scheint das Projekt „Rasenmäher“ spannend zu bleiben.

Was ein Projekt

Ausführliche Recherchen haben uns bald einen stabilen und fürs T.E.C.T. (besondere Anforderungen) geeigneten Probanden finden lassen. Doch die Frage, wie wir das 40 kg schwere und unhandliche Teil nach Sierra Leone bringen, war ein echtes und zeitintensives Abenteuer …. ist es noch!

Kann ein Versand über Amazon laufen – mit dem Schiff – doch lieber Flugzeug … vielleicht sogar mit dem Flug, den wir nehmen, als Sperrgepäck??

Mit dem Schiff würde es Wochen dauern (was ja nicht so schlimm wäre) aber ein einzelnes Paket dieser Größe wird nicht versendet – entweder als Palette oder Container – doch wir brauchen ja nur e i n e n.

Als Sperrgepäck oder Cargo?

Zudem stellt es sich kompliziert dar, etwas mit dem Schiff nach Sierra Leone zu bekommen – kaum dass man hier überhaupt einen Anbieter findet, der dieses Land anfährt.

Also Brüssel Airways anfragen, mit der wir diesmal geflogen sind. Ein erster Kontakt dauerte und brachte schließlich eine Telefonnummer, die wir anrufen sollten – da könne man uns weiterhelfen. Hinter der Nummer verbarg sich eine Firma, die überhaupt nichts mit Versand und Cargo zu tun hatte… Sackgasse.

Ein neuer Versuch über die Reiseagentur unserer Flugtickets – aber auch diese benötigte Wochen, um jemand von Brüssel Airlines zu erreichen, der einem kompetente Auskunft geben konnte – am Ende auch wieder eine Telefonnummer für eine Cargo Firma – weil der Rasenmäher zu groß und schwer fürs Sperrgepäck auf unserem Flug ist. Doch diese Spedition führte nur Transporte aus Brüssel bzw. Belgien durch. Wir müssen uns somit in Deutschland eine Spedition suchen. Doch auch diese Anbieter für Flugfracht lagen ab 1.000 Euro für den Transport und damit fast so teuer wie das Gerät selber – nein, das machen wir nicht!

Parallel suchten wir nach anderen Möglichkeiten – können wir den Rasenmäher über ein anderes afrikanisches Land einfliegen und dann vielleicht per Auto nach Sierra Leone bringen? Könnte möglich sein – aber sehr teuer.

Vielleicht unter dem Sitz?

Dann fiel uns ein, dass einige der Amerikaner in Sierra Leone davon berichteten, dass sie sich ihre Sachen aus den USA per Schiff nach Sierra Leone schicken lassen. Das sei nicht kompliziert und auch nicht teuer. Dort soll es Spediteure geben, die ein Gepäckstück unabhängig von Größe und Gewicht für ca. 200 Euro nach Sierra Leone verschiffen – wurde uns gesagt – klingt ja unglaublich!?!

Jetzt also mit dieser Firma Kontakt aufnehmen – Fragen klären und schauen, ob das tatsächlich und wie möglich ist. Wenn, würden wir den Rasenmäher über Amazon (US) in den USA kaufen, direkt an die dortige Firma nach Texas liefern lassen und diese schickt dann per Schiff das Teil nach Sierra Leone. Also mal schauen – es bleibt spannend und wäre echt ein Ding.

Und immer Unterwegs als Botschafter der EBMI

Ist es doch von Deutschland nach Sierra Leone ein kürzerer Weg und doch scheint ein Transport unmöglich bzw. überteuert. Die USA liegen deutlich weiter entfernt – aber ein Transport scheint kein Problem und deutlich günstiger zu sein – wundersame Welt. Sie bringt uns immer wieder ins Staunen.

Nebenher beschäftigt uns die Familienkasse. Durch unser „Auswandern“ wird lt. Familienkasse unser Anspruch auf Kindergeld in Frage gestellt und geprüft. Dieses Schreiben mit entsprechenden Formularen erreichte uns letzten Herbst in Sierra Leone. Wir wurden aufgefordert, uns zu erklären und alle geforderten Unterlagen beizubringen, die unseren Anspruch verdeutlichen können.

Aus Sierra Leone ist das gar nicht so einfach – aber hilft ja nicht, wir sind darauf angewiesen. Nach unseren Informationen haben wir als Missionare und Entwicklungshelfer nach wie vor ein Anrecht auf Kindergeld – so nachzulesen im Internet.

EFG Leichlingen – Kuhle

Wir versuchten es erst einmal telefonisch – doch da Ralf „nur“ der Vater ist, bekam er keine Auskunft. Allein die Mutter sei berechtigt, Auskünfte zu erhalten. Warum das so ist, keine Ahnung, wir haben nie etwas Derartiges erklärt – aber auch hierzu erhielten wir keine Antwort.

Also telefonierte die Mutter in einer Vorlesungspause mit dem Amt und erläuterte unseren Fall und Informationsstand, wurde dann aber aufgefordert, das entsprechende Formular auszufüllen und einzuschicken.

Da der Postweg von Sierra Leone aus nicht möglich ist, haben wir ein entsprechendes Schreiben mit allen angeforderten Unterlagen per Email an das Amt geschickt – na klar mit dem entsprechendem Aktenzeichen.

Gottesdienst mit Abendmahlfeier

Über Wochen keine Antwort. Im März erhielten wir dann ein erneutes Schreiben von der Familienkasse; wir mögen bitte Stellung beziehen und die geforderten Unterlagen beibringen. Es schien weder Telefonate noch Schreiben eingegangen zu sein. Also ein weiteres Telefonat mit anschließender Email – auch auch das brachte keine Klärung.

So beschlossen wir, das erstmal liegen zu lassen und wenn wir im Sommer in Deutschland sind, tätig zu werden. Das würde dann mit Sicherheit viel einfacher werden, so dachten wir.

Naja, was ganz unkompliziert und schnell klappte, war der Einbehalt des Kindergeldes seit Januar 2023. Da sage noch einer, die deutschen Behörden arbeiten nicht schnell!

EFG Bad Kreuznach

In Deutschland angekommen telefonierten wir mit der Behörde und schickten erneut das ausgefüllte Formular mit Unterlagen zum Amt. Aber auch das brachte herzlich wenig.

EFG Bad Kreuznach

Im Gegenteil. Im Juli erhielten wir erneut vom Amt ein Schreiben, in dem uns a) mitgeteilt wurde, dass wir nach dem EStG keinen Anspruch auf Kindergeld haben und b) unser Fall an das Amt nach Baden-Württemberg weitergeleitet wird, da es nicht mehr die Zuständigkeit dieses Amtes betrifft. Dort werden wohl alle Fälle der im Ausland lebenden Familien bearbeitet. Ist das nicht wunderbar, dass es solche Möglichkeiten gibt, damit sich die Last der Arbeit verteilt. Schade nur, daß es so wenig bekannt ist und selbst bei ausführlicher Erläuterung nicht geholfen hat.

Also Wow – für diese Feststellung hat es knapp ein Jahr gebraucht – aber nun gut, deutsche Behörden arbeiten eben gründlich.

Nun, so dachten wir: prima, jetzt ist bald das Ende der Fahnenstange zu sehen – noch bevor wir wieder in SL sind. Wie überrascht wir allerdings waren ein Schreiben vom Amt Baden-Württemberg zu erhalten, in welchem sie uns einen neuen dicken Stapel an beigefügten Formularen schickten mit der Aufforderung, diese auszufüllen bzw. ausfüllen zu lassen und anschließend einzureichen – wir waren überwältigt!

EFG Rostock

Wir sind in unserer schlichten Art davon ausgegangen, dass die Behörden irgendwie zusammenarbeiten – also unsere Unterlagen, Schreiben, Informationen weitergereicht werden – so haben wir gedacht ….

Unser kleiner Großer

Zumindest ist es schön zu entdecken, dass deutsche Behörden streng nach biblischen Prinzipien arbeiten (Matth. 6, 3). Ein bisschen aber, erinnert uns diese Arbeitsweise auch an das drittärmste Land dieser Welt, das wir nun persönlich kennen – also small small.

Die Schule in NRW hat bereits begonnen. Als Eltern hatten wir die unanständige Idee, Nathanael für zwei Wochen vorübergehend an seiner alten Schule anzumelden – als „Austauschschüler“ sozusagen.

EFG Rostock

Nach acht Wochen ohne Schule schien uns das eine gute Idee, um wieder etwas in den Schulalltag einzutauchen – soziale Kontakte zu pflegen und ein bisserl Unterricht und Deutsch warm zu halten …. Nun WIR fanden das eine gute Idee, Nathanael weniger – er war definitiv KEIN Fan davon!

Als dann die Schule beschloss, den Unterricht in der zweiten Woche sogar bis 15.45 Uhr auszuweiten, war der Spaß vorbei – „da gehe ich nicht mehr hin“ – „sind meine Ferien“ … Nun ja im Grunde wird das in SL genauso lange dauern. Im Prinzip ist das mit der deutschen Schule ganz ok, sogar aus seiner Sicht, und er kommt gut klar – also Augen zu und durch. Nur die deutschen Bazillen haben uns dann einen Strich durch die Rechnung gemacht – Nathanael wurde in der zweiten Woche krank. So waren es letztlich weniger als zwei Wochen.

Beerdigung von Onkel Werner Döhring

Dafür hat er ja noch mal zwei-drei Wochen in D ohne Schule. Denn wir möchten, wenn wir uns auf den Weg in den Norden machen, um dort in Rostock – Hamburg und Pinneberg Gemeindebesuche und Gottesdienste durchzuführen, das er dabei ist. Ja, wir muten ihm schon ganz schön was zu. Wir kennen nicht viele, die das machen würden – als Familie immer wieder on Tour zu sein.

Auf der anderen Seite nehmen wir ihn auch nicht überall hin mit – sondern lassen ihm in manchem auch die Entscheidung. So, wenn wir in der näheren Umgebung Christinas „Reisedienst“ machen. Dann kann er, wenn er mag, zu Hause bleiben, die heimatliche Jugendgruppe sowie Gottesdienste in Siegburg besuchen – was er schätzt und auch gern macht.

So waren wir als Ehepaar in den Gemeinden EFG Leichlingen-Kuhle und EFG Bad Kreuznach. Nun also noch der Norden und dann geht es eine Woche später wieder zurück nach Sierra Leone.

Ein Anfang

Die eine Woche ist dann ausgefüllt mit Packen, Saubermachen und Vorbereitungen für die 2. Runde. Da wir als Missionare reisen, dürfen wir von unserer Fluggesellschaft her, jeder zwei Koffer mitnehmen. Das ist super! Nun haben wir aus der Erfahrung klare Vorstellungen, was uns hilft und was wir mitnehmen müssen – wollen.

Akkubetriebene Ventilatoren – Handstaubsauger – Kleidung – technisches Material – Sonnencreme – Moskitonetze uvm.. Alles Dinge, die man vor Ort kaum oder gar nicht bekommt bzw. deren Qualität äußerst fragil ist.

Mitbringsel heiß begehrt

So haben wir in SL zweimal einen Dosenöffner gekauft – nach einmaligem Gebrauch, hatte sich die Nutzung erledigt ….. und nein, menschliches Versagen ist ausgeschlossen!

Wir planen zudem, gebrauchte Laptops, Tablets und Handys mitzunehmen. Sie sollen für bedürftige Studenten kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Also sechs Koffer – Handgepäck und drei Personen – wie bekommt man das alles zum Flughafen – wir brauchen einen Kleinbus?! Auf unsere Rundmail meldeten sich zügig Menschen, die diese Möglichkeit haben und sich von Gott bewegen lassen und helfen – Danke! Vielen Dank auch allen anderen, die sich außerdem anboten. Das ermutigt uns immer wieder neu.

Dann bleibt nun noch zu hoffen und zu beten, dass zum einen alles wohlbehalten in SL ankommt und wir es ohne weitere Kosten entgegennehmen dürfen. Der Staat sucht, wie gesagt stets nach Möglichkeiten, den Flughafen zu finanzieren und Einnahmen zu requirieren, besonders bei allen Internationalen.

Einfüllstutzen zur Betankung des Generators – hoffentlich passt dieser …

Aus diesem Grund hat die Fluggesellschaft Air France bereits ihren Flugbetrieb nach Sierra Leone eingestellt – zu teuer und unsicher. Nun überlegen nicht wenige, wie sie damit umgehen sollen und ob es Alternativen gibt? In einem der Nachbarländer aussteigen, um dann mit dem Auto nach SL einzureisen? Aber auch das ist keine wirkliche Alternative (Visa – Transport). Wir sind dankbar für alle Fürbitte, dass wir wohlbehalten am T.E.C.T. ankommen – mit all unserem Gepäck ohne Zusatzkosten und Probleme – dort, wo wir sehnlichst erwartet werden. Danke für alle Unterstützung! Also immer froh den Blick nach vorne – stay focused!

Beautiful ….. Mecklenburg – Vorpommern