Heim – Heim – Heimat

Wir haben ja doch ein wenig darauf hin gezittert, dass es am Freitag endlich losgeht und wir uns auf den Weg nach D machen. Die letzten Tage haben wir unsere vier Koffer gepackt – statt der möglichen sechs, die wir mitnehmen wollten. Wir hatten nicht soviel um es mit nach D zu nehmen, aber auf der Rückreise nach SL werden wir die Koffer und den Platz brauchen ….

Drei der vier Koffer – gepackt – ready to take off

Da in unserer Abwesenheit alle Fenster ausgetauscht werden sollen und unser Haus zur Baustelle wird, haben wir unsere privaten Sachen in Tonnen verpackt und weggeschlossen. Dann wurden die Möbel zusammengeschoben und abgedeckt, auf dass die Arbeiter gut überall dran kommen können. Die letzten Gespräche sind gelaufen – was soll wie gemacht werden – wer wird von wem bezahlt und wer hat welche Schlüssel.

Mr. Edison wird die „Bauaufsicht“ haben. Mrs. Margret wird immer wieder mal nach dem Rechten sehen und für Sauberkeit sorgen. Mr. Amado wird sich um das Auto kümmern, nachdem er uns samt Gepäck zu „Seacoach“ (der Fähre zum Flughafen) gefahren hat. Und über allem hat der Rektor des TECT die Fäden in der Hand. So der Plan. Mal sehen, was wir bei der Rückkehr vorfinden werden.

Am Freitag sollte uns Amado gegen Mittag zu „Seacoach“ fahren – vier Koffer (ein fünfter war im vierten verpackt) und drei aufgeregte Personen mit Handgepäck. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag fing es noch mal so richtig an zu Gewittern – heftige Blitze – Donner – Regengüsse … bitte, Herr lass es gegen Mittag vorüber sein! Wer weiß, ob „Seacoach“, eine kleine Personenfähre, überhaupt übers Meer nach Lungi zum Flughafen bei solchem Gewitter (Wellengang) fahren würde??

Vor Seacoach konnte man die Koffer mit Folie einwickeln lassen – schützt vor Wasser und Fremdguckern

Geschlafen haben wir nicht viel – ob Aufregung oder Hitze – wer weiß. Dann die letzten Sachen erledigen, prüfen ob alles eingepackt bzw. dabei ist und um 11 Uhr ging es los. Der Rektor kam noch vorbei und gab uns einen Reisesegen mit. Dann ab die Maus.

Kein Stau – keine Demo – kein Politiker on the Road – kein Unfall – wir kamen sehr pünktlich und wohlbehalten bei Seacoach an. Die Tickets waren gebucht, die Koffer wurden in Plastik eingerollt und ähnelten einem Werk von Christo. So warteten wir bis es Zeit war, die Fähre zu betreten.

Die Gastkabine auf der Fähre zum Flugterminal nach Lungi

Der Flughafen liegt ja auf der anderen Seite vom Meer gegenüber Freetown in Lungi. Um ihn zu erreichen kann man entweder mit dem Auto außen übers Land fahren, was ca. 5-6 Stunden Fahrzeit (eine Tour) bedeutet. Dann gibt es noch die große Fähre für Auto – Personen – Tiere – diese haben wir bei unserer Einreise genommen. Doch von dieser Anlegestelle muss man dann selber noch ca. 10 km zum Flughafen organisieren – also Taxi oder eigenes Auto. Oder man nimmt „Seacoach“. Das hatte Ralf schon mal im Oktober ausprobiert und es klappte hervorragend. Diese transportiert nur Personen mit Gepäck. Sie hält in der Nähe vom Flughafen und transportiert einen mit Kleinbussen direkt zum Flughafen Terminal.

Bye bye Freetown

Das war nun die Variante, für die wir uns entschieden haben. Es klappte hervorragend. Kein Sturm – kein Wellengang – eine gute Überfahrt von ca. 40 Minuten, um dann den Flughafenshuttle zu nutzen. Das Gepäck war schon mit einer kleineren Fähre vorweggeschickt worden und wartete bereits am Terminal.

Die Anlegestelle von Seacoach auf Lungi – der Strand wird von den Fischern genutzt …. und zur Müllablage

Seit Januar 2023 hat Sierra Leone ein neues und modernes Terminal – der bisherige war wirklich interessant. Der neue war von den Türken gebaut worden – ist wirklich sehr schön – „nun haben wir sogar eine Rolltreppe“ meinte der Rektor ganz stolz über das neue Terminal. Allerdings ist er, wie alles in SL, noch nicht vollständig bezahlt, so dass nun Wege gefunden werden wollen, wie die Erbauer an ihr Geld kommen. Da gibt es Möglichkeiten wie beim Strom. Eines der Schiffe, die vor Freetown im Meer Strom erzeugen, wird auch von Internationalen betrieben. Erhalten diese kein Geld, wird kurzerhand der Strom abgestellt – so einfach oder leidvoll ist das!

Warten im neuen und teuren Bistro

Also woher kommt das Geld für den neuen Terminal? In den letzten Wochen gab es immer wieder Gerüchte, das ein Gesetz verabschiedet werden soll, dass für die Nutzung des Flughafens von jedem Fluggast eine Gebühr von 100 Dollar bezahlt werden soll – natürlich nur von internationalen Gästen – zusätzlich zur Sicherheitsgebühr, die 25 Dollar kostet.  

Die meisten Internationalen in SL sind Missionare / Entwicklungshelfer – also medizinisches Personal – Lehrer – etc. und oft Familien mit 3 – 5 Kindern. Was das auslösen würde, wenn dieses Gesetz durchkommt, ist schwer abzusehen.

Doch noch ist es dankbarer Weise nur ein „Gerücht“! So standen wir also im schönen Terminal und checkten ein – das klappte reibungslos – vier Koffer erledigt, Boardingcards am Mann!  

Dann begaben wir uns zum Sicherheitsbereich – über besagte Rolltreppe, wurden mit dem Handgepäck auf Herz und Nieren gecheckt und warteten schließlich vor dem Gate zum Boarden.

Es gibt nun sogar eine Gangway – statt wie früher direkt auf dem Rollfeld aus- und einzusteigen

Bei solch einer Anreise ist klar, dass jede Station (Auto / Fähre / Bus) aus Sicherheitsgründen genug Zeitpuffer einplant. So hatten wir geplant, erst am Terminal etwas zu essen. Ralf hatte beim alten Flughafen für angemessenes Geld in einem „schlichten Etablissement“  etwas zu Essen bekommen und konnte dabei das WLAN kostenlos nutzen. So hatten wir das nun gedacht und geplant.

Wir waren dann aber doch leicht überrascht ob der Möglichkeiten und Preise, die wir beim neuen Terminal vorfanden. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, im Abflugbereich etwas zum Essen und Trinken zu kaufen. Bei den dortigen Preisen war man unweigerlich wach – 6-8 US-Dollar für einen Kaffee – 9 Dollar für ein Sandwich und für eine Pizza (winzig klein) 15 Dollar – na und kalte Getränke ähnlich – Wasser 0,33l 5 Dollar – wow ….

Mit Kreditkarte zahlen ist nicht möglich. Nur US Dollar oder Leones wurden genommen. Da wir nicht mehr so viele Leones hatten – Dollars ohnehin nicht, war für jeden von uns noch ein Getränk drin. Dankbar waren wir für die Nüsse, die wir noch im Handgepäck hatten und durch den Sicherheitsbereich gebracht haben – die erste Mahlzeit an diesem Tag. Aber wir wollen den Gürtel ja eh etwas enger schnallen.

Geboardet – wir freuen uns

Als das Flugzeug eintrudelte, wurde es entleert, gesäubert und dann ging das Boarding los. Wir sind mit Brüssel Airways geflogen und waren ob all der negativen Berichte im Vorfeld sehr positiv überrascht.

Es hat wirklich gut geklappt und war ordentlich. Der Check-In – der Service – Flug und Flughafen – das Umsteigen. Trotz der kurzen Umsteigezeit in Brüssel schafften es alle unsere Koffer nach Frankfurt – alles prima geklappt. Dankbar sind wir für die vielen Gebete, die uns begleitet haben. Gott hat uns mit einer wunderbaren Reise beschenkt!!

Unser Flug ging von Lungi nach Monrovia (Liberia) – kurzer einstündiger Stopp zum Wechsel von Passagieren – alle anderen blieben on Board. Anschließend ging es weiter nach Brüssel. Auch dort klappte alles reibungslos und wir waren dann auf dem Weg nach Frankfurt. Beim Gepäckband waren unsere vier Koffer doch tatsächlich unter den ersten, die uns entgegenkamen – super und alle dabei.

Vor dem Ausgang erwartete uns eine nette Überraschung, als uns Sabine, eine Schulfreundin von Christina, mit ihrer Tochter Franziska willkommen hieß. Ein toller Moment – dankbar!  Leider war klar, dass wir kaum Zeit haben würden, denn dann standen schon Gaby und Dirk parat, die uns dankbarerweise mit ihrem Sprinter abholten.

Flughafen Frankfurt – Sabine mit Christina

Um 4-6 Koffer, Handgepäck und drei Personen zu befördern, benötigt man schon etwas Platz. Die beiden hatten die Möglichkeiten und waren bereit dazu – dankbar!

So brachten sie uns nach Sankt Augustin zu unserem Domizil, welches in den nächsten Wochen unser Dreh- und Angelpunkt sein wird. Sie händigten uns außerdem Autoschlüssel und Papiere aus und so waren wir von Beginn an mobil. In unserer Abwesenheit hatte Heinz unsere Kraftfahrzeuge abgemeldet, dann vor unserem Kommen durchgecheckt und wieder angemeldet, so dass wir von Beginn unserer Zeit in D mobil sein würden – dankbar!

Als wir in Sankt Augustin ankamen, wurden uns von Peter unsere Hausschlüssel überreicht und wir konnten mit all unserem Geraffel wieder einziehen. Peter und Elke hatten in unserer Abwesenheit für das Haus gesorgt und es steckte viel Liebe drin, war sehr ordentlich, sauber und gepflegt – dankbar!

Alles steht – wunderbare Temperaturen – herrliche Blumen und eine Tasse Kaffee

Als dann die Tür hinter uns zuging, waren wir erstmal glücklich und beschämt, ob all der Freunde und Hilfe, die wir auf diesem Weg und in diesem Jahr erfahren haben. Das Haus gut gepflegt, unsere Fahrzeuge im Top Zustand, Familie und Freunde, Freude und Dankbarkeit für all das, was eben nicht selbstverständlich ist. Danke an Euch alle und alle die anderen, die uns den Rücken stärken und so viel für  bzw. in uns investieren! Ein unverdientes Geschenk! Ihr seid ein großer Segen!

Ach ja, Gaby überreichte uns noch die „Stuhlprobenröhrchen“, die uns Kirsten für unseren Termin in der Tropenklinik extra besorgt hatte. Das war nun unsere erste Aufgabe für die nächsten zwei Tage bis zum Termin.

Jeder, der einen längeren Aufenthalt in den Tropen hinter sich hat, ist verpflichtet, zu Beginn seines Aufenthaltes in der Heimat dort vorzusprechen und sich untersuchen zu lassen – man weiß ja nie, was da so alles zur Untermiete eingezogen ist – also, sicher ist sicher!

Wir sind Gott sehr dankbar für seine Führung, Bewahrung und seinen Segen, den wir erleben durften. Jetzt erstmal auftanken – Berichten – Treffen – Reisen uvm. – damit geht dann unser erstes Jahr Sierra Leone zu Ende.