Thanksgiving – Frauengruppe – Peace Baptist

In Deutschland kennen wir Erntedank einmalig im Jahr. Hier feiert jede Gemeindegruppe über das Jahr verteilt ihren eigenen Thanksgiving (Danksagungs-) Gottesdienst. Das bedeutet, ein Beitrag im Gottesdienst wird von der entsprechenden Gruppe gestaltet.

Die Frauengruppe bei der Planung

Bei Thanksgiving geht es, darum, Gott Danke zu sagen. Er hat uns gesegnet und Gutes getan. Im Thanksgiving Gottesdienst der eigenen Gruppe möchte man den Dank konkret zeigen. Wer in einer Beziehung und im Vertrauen mit diesem Schöpfer der Welt steht und lebt, dem ist es ein natürliches Anliegen, dafür dankbar zu sein und dem mindestens einmal im Jahr Ausdruck zu verleihen.

So auch hier. Leben ist keine Selbstverständlichkeit – wieder einen Geburtstag zu begehen – in eine neue Woche – Monat oder Jahr zu starten wird hier ganz bewusst wahrgenommen. Jeden Sonntag wird dafür Gott gedankt. Was wir zuerst ungewöhnlich und auch als unnötig empfanden, lernen wir inzwischen zu schätzen. Es ist wahr – unser Leben ist zerbrechlich und zumindest hier sind die Menschen täglich mit der Endlichkeit konfrontiert.

Ralf hat festgestellt, dass er in seinem gesamten Autofahrerleben noch nie so viele Unfälle gesehen und erlebt hat wie hier in 10 Monaten – bei weitem nicht!

Ein ausgebranntes Fahrzeug wird bewundert

Danke, Gott, dass wir leben! Wir geben Dir die Ehre! Ende Mai war nun die Frauengruppe mit ihrem Thanksgiving dran – der Termin stand schon Anfang des Jahres fest. Oft gibt es einen Beitrag, z.B. ein-zwei Lieder oder ein Gedicht bzw. eine Anekdote – doch im Zentrum steht die Überreichung von Geld. Jede Gruppe legt für sich ein finanzielles Ziel fest, mit dem sie die Gemeinde unterstützen möchte. Dieser gesamte Beitrag wird dann auf jedes Mitglied aufgeteilt und dann geht es ans Sparen, Sponsorensuchen, Sammeln.

An diesem Sonntag war Reisedienst oder Kanzeltausch. In der Peace Baptist Church war Rev. Foday als Gastprediger eingeteilt. Er ist ein Mann in den besten Jahren und arbeitet als Evangelist in den Provinzen. Dort unterstützt er Gemeindegründungen und arbeitet viel unter der muslimischen Landbevölkerung. Er selbst war früher Moslem, bevor er sich für Jesus entschieden hat und taufen ließ. So schlägt sein Herz für diese Menschen und Arbeit.

Christina kannte ihn bereits aus Lunsar vom Theologischen Seminar der Baptisten, wo auch er unterrichtet.

Im Thanksgiving Gottesdienst durfte sie drei der Lieder am Keyboard begleiten. Das klappte auch ganz gut. Immer wieder ging der Strom an und wieder aus, bis man sich entschied, komplett auf Generator für den Gottesdienst zu bleiben. Der öffentliche Stromanbieter (Ätzend – EDSA) ist selten zu Besuch.

Pastor Foday predigte auf Krio. Dennoch bekamen wir manches mit oder konnten es uns zusammensetzen. Wenn es jedoch um persönliche Geschichten und Anekdoten geht, sind wir draußen. Er zitierte vielfach den Koran und zeigte, wie dort auf Jesus hingewiesen wird. Die Predigt war lebendig und zu unserer Überraschung nach deutschen Maßstäben: nur 20-25 Minuten lang – wow.

Engagiert bei der Eingangshymne – oder ahnt da jemand was noch kommt ….

Interessant war, dass er sich bei der Predigt immer wieder nach hinten umsah. Zu Beginn dachten wir, er möchte die gesamte Gemeinde – auch hinter sich im Blick haben, doch nach einer Weile war klar, dass er den Blick von Christina suchte – die wegen der Liedbegleitung auf dem Podium hinter ihm saß. Es wirkte, als wolle er sich bei ihr absichern für das, was er sagte – das war echt witzig. Er ist ein enthusiastischer Evangelist und hatte definitiv die volle Aufmerksamkeit der Gemeinde.

Als während der Predigt der andere Klavierspieler die Worte mit ein paar Tönen auf dem Keyboard untermalen wollte, löste sich plötzlich die Tastatur und fiel dem Spieler auf den Schoß. Das gesamte Keyboard kippte anschließend nach hinten. So stand Christina schnell daneben und half mit, das Ding wieder zusammenzusetzen. (Nun konnte man sehen, dass es bereits mit Tesafilm geklebt worden war – Improvisation ist alles!).

Pastor Foday bemerkte die Bewegung hinter sich und fing an mitten in der Predigt auf Christina hinzuweisen. Sie sei eine tolle Lehrerin – hat eine sehr gute Art zu unterrichten und zu hören – „die Studierenden profitieren und sie unterstützt und versorgt uns nicht nur geistlich, sondern auch leiblich mit Nahrung.“ Wir hatten ja beim letzten Kurs dafür gesorgt, dass die Studierenden und Gastdozenten jeden Tag etwas zu Essen bekamen. Also Christina stand da auf dem Podium, beide Hände am Keyboard und hörte eine Lobeshymne auf sich – na das war was …. (wo ist das nächste Mauseloch??)

Nach der Predigt kam der Beitrag der Frauengruppe. Die Frauen hatten zuvor mitgeteilt, dass es ein „stiller“ Beitrag werden soll. Christina hatte nicht verstanden, was das bedeutet und wie das aussehen soll. Im Laufe der Zeit merkten wir, was sie damit meinten. Die Frau des Pastors ist ja im August 2022 verstorben und sie war „die“ Säule der Frauengruppe. Dies hier war nun der erste Thanksgiving Gottesdienst ohne sie. So haben sie kein Lied und auch sonst keinen Beitrag dargebracht, sondern nur unter Ehrung der Erinnerung an ihre verstorbene Freundin den Geldbetrag überreicht. Nicht wenige, die dabei Tränen in den Augen und geweint haben – man spürte wie diese Frau die Gruppe geprägt und welch Band hier geknüpft worden war.

Segnung der Frauengruppe

Zu guter Letzt wurden im Gottesdienst auch wir als Familie unter den Segen Gottes gestellt. Es war unser letzter Sonntag vor unserem Heimataufenthalt – ein Reisesegen sozusagen.

Ach ja, als wir den Gemeindesaal pünktlich betraten, saßen diesmal schon ungewöhnlich viele Kinder darin. Die Kinder haben normaler Weise parallel zur Bibelstunde der Erwachsenen vor dem Gottesdienst ihre Sonntagschule, allerdings auf der Empore. Also unten die Erwachsenen und oben die Kinder – man kann sich aussuchen, wo man hinhört. Doch diesmal waren alle unten …. – Komisch?!

Christina hatte Pastor Abu im Vorfeld darüber informiert, dass wir für die Kinder eine Kleinigkeit mitbringen werden und es am Ende überreichen wollen. Wir vermuten nun, dass Pastor Abu das kommuniziert hatte und nun alle aufgeregt dies nicht verpassen wollten.

Beim Reisesegen meinte er dann auch, dass alle Kinder nach dem Gottesdienst noch zurückbleiben sollen, da Familie Döhring noch etwas für sie hat. Darauf ging im Gottesdienst eine Diskussion los, bis zu welchem Alter man denn noch Kind ist? Wenn von Kinder (Pikin) die Rede ist, dann geht das bis 20 – 21 Jahre …. – ups – wir hoffen, genug Lollys einkauft zu haben ….

Pastor Foday beim Reisesegen

Also nach dem Schlusslied setzten sich alle Kinder – es waren gut und gerne 60 – 70 nach vorne auf die Bänke, wo normalerweise der Chor sitzt. Damit sich keiner zweimal anstellt, sollte die Verteilung jedoch dann hinten am Ausgang stattfinden. Als alle Kinder ihren Lolly begeistert in Empfang genommen hatten, waren noch welche übrig. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schnell und leidenschaftlich die Frauengruppe sich ihren Lolly sicherte – beim nächsten Mal sollten wir drei Packungen kaufen, damit jeder Gottesdienstbesucher einen bekommt. Sie bekommen halt kaum oder nie Geschenke und deshalb ist es so wertvoll.

Die Nachweiskarte der Männergruppe – interessante Buchführung

Ralf erhielt noch von der Männergruppe seinen „Mitgliedsausweis“, eine Zahlkarte – das haben die Männer den Frauen voraus. Der monatliche Beitrag pro Mann beträgt 10 Leones (40 Cent). Ralf hatte beim letzten Mal 80 Leones überreicht für Januar bis August 2023 – da wir ja erst ab September wieder persönlich da sind. Aber der liebe Francis (Finanzminister der Männergruppe) hat so sein eigenes System.

Mr. Francis mit seinen „Büchern“

Es war ein schöner und gesegneter Gottesdienst, von dem wir gestärkt ans T.E.C.T. zurückgefahren sind. Inzwischen sind wir in dieser Gemeinde schon ein wenig angekommen.